"phoenix persönlich": Psychiater und Theologe Manfred Lütz zu Gast bei Jörg Thadeusz - Freitag, 31.05.2024, 18 Uhr
Bonn (ots)
In der Sendung "phoenix persönlich" spricht Jörg Thadeusz mit dem Psychiater und Theologen Manfred Lütz über die Suche nach dem Sinn des Lebens, darüber, warum wir mehr Christentum brauchen, über das ewige Leben und über die jüngsten ausländerfeindlichen Gesänge.
"Ich finde das widerlich alles, und es ist auch nicht harmlos", sagt der Theologe und Psychotherapeut Manfred Lütz mit Blick auf die ausländerfeindlichen Gesänge auf Sylt. "Aber ich fürchte, dass der Hype, der danach passiert, eher Nachahmer anregt, und man muss differenziert bleiben in solchen Dingen. Es gibt auch junge Leute, die wollen einfach provozieren und wollen dann irgendwas raushauen, was möglichst extrem ist. Ich finde ganz gut, dass diejenigen, die identifiziert worden sind, jetzt auch Konsequenzen spüren müssen." Lütz ergänzt: "Wir sollten jetzt nicht so tun, als könne man nicht mal über die Stränge schlagen, das tut jeder von uns, wenn er ehrlich ist. Nur finde ich, wenn es fremdenfeindlich wird, wenn es tatsächlich rechtsradikal wird, dann ist eine Grenze überschritten. Und da muss man das dann auch klar markieren. Das hat die Öffentlichkeit gemacht. Aber ich finde, dann muss es auch irgendwann mal gut sein."
Kritisch blickt der Theologe Manfred Lütz auf den Zustand der Kirche, denn die Kirchen in Deutschland würden sich zurzeit selbst zerlegen. Gleichwohl brauche es nach seiner Meinung mehr Christentum. "Wir haben in Deutschland eine finanziell sehr gut ausgestattete Kirche. Und de facto strahlt sie kaum mehr etwas aus. Ich will darüber gar nicht jammern, die Zeiten sind viel zu ernst." Und Lütz weiter: "Ich denke, die Gesellschaft muss aufhören, immer nur auf die Kirche einzudreschen, sondern schauen, was am Christentum für diese Gesellschaft wichtig ist. Die Nächstenliebe ist zum Beispiel wichtig. Gregor Gysi sagt, er sei Atheist, aber er habe Angst vor einer gottlosen Gesellschaft, bei der die Solidarität abhandenkommen könne."
Bei der Frage nach dem Sinn des Lebens können große Kunstwerke wie beispielsweise die Pietà von Michelangelo hilfreich sein, so der Theologe und Psychotherapeut Lütz. "Jeder Mensch sucht nach dem Sinn seines Lebens. Und jeder sieht seinen Sinn in diesen großen Kunstwerken." Für ihn schildere die Pietà "das ganze Christentum".
"Ich glaube nicht, dass man den Sinn des Lebens dadurch findet, dass man sich von morgens bis abends in Museen aufhält. Ich glaube auch nicht, dass man sich die ganze Zeit mit Kunst beschäftigen kann. Sondern den Sinn des Lebens erlebt man in der Begegnung mit wirklich liebenswerten Menschen. Oder auch in Kunst oder auch in Musik zum Beispiel, da kann man den Sinn des Lebens hören. Jeder Mensch, und das glaube ich wirklich, jeder Mensch ist da berührbar, nicht nur der gebildete."
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