Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Wahl/Schleswig-Holstein von Reinhard Zweigler
Regensburg (ots)
Zwei Wahlsieger - CDU und SPD -, die mit ihrem Ergebnis nicht das anfangen können, was sie eigentlich wollten. Zwei gefühlte Sieger - FDP und Piraten -, die nicht gebraucht werden. Und einen linken Absturz. Die Wähler im Land zwischen den Meeren haben ein Wahlergebnis beschert, über das noch lange gerätselt werden wird. Dänen-Ampel, Groß-Koalition? Für eine klare Kante haben sie nicht gesorgt. Dennoch könnte der Trend aus dem Nordwesten auch auf andere Landesteile durchschlagen, etwa auf NRW und gar auf den Bund. Die alten Wunschkoalitionen, Schwarz-Gelb und Rot-Grün, sind für viele Wähler so anziehend wie alter Fisch. Es muss neue Ware her. Auf der einen Seite wirbeln die Protest-Piraten das sogenannte "linke Lager" durcheinander. Die Internet-Demokraten haben mit charmantem Dilettantismus nun bereits den dritten Landtag geentert. Noch können die Polit-Neulinge mit vagen Positionen und unklaren Machtambitionen kokettieren, doch lange werden sie sich nicht mehr dahinter verstecken können. Auf der anderen Seite hat die "Wiederauferstehung" der FDP hingegen vor allem mit ihrem Vormann Wolfgang Kubicki zu tun. In NRW traut man einen ähnlichen Coup Christian Lindner zu. Rösler ist längst FDP-Vorsitzender von Kubickis und Lindners Gnaden. Die Kette, mit der sich die Liberalen an die Union binden, dürfte bald zerschlagen werden. Für Union und SPD wiederum bedeuten bunter zusammengesetzte Parlamente, sie kreieren fantasiereich Dreierbündnisse oder aber sie wählen die Mehltau-Variante der großen Koalition.
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