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Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zum Thema Frauenquote

Regensburg (ots)

Signale aus der Länderkammer

Das Thema Frauenquote weist nicht nur für die Berufswelt in eine interessante Richtung.

Frauen braucht das Land. Mit dem Bundesrat hat gestern zum ersten Mal ein Verfassungsorgan eine verbindliche Frauenquote in Deutschland beschlossen. Der Frauenanteil in den Führungsetagen soll zwar nur in kleinen, homöopathischen Dosen ganz langsam erhöht werden und die Quote soll lediglich für die Besetzung von Aufsichtsräten gelten, aber immerhin. Damit wird ein Signal gesetzt. Frauen, die bisher kaum zehn Prozent der Chefposten in den großen börsennotierten Unternehmen innehaben, aber rund die Hälfte der Bevölkerung stellen, bekommen politischen Rückenwind aus der Länderkammer. Interessant war das gestrige Votum für eine Frauenquote in mehrfacher Hinsicht: Erstens machten neben den von Rot und Grün regierten Ländern auch das CDU-geführte Saarland sowie Sachsen-Anhalt ziemlich selbstbewusst und ungerührt von der schwarz-gelben Skepsis mit. Zweitens zwingt die Länderkammer Bundesregierung und Bundestag dazu, Farbe zu bekennen. In Angela Merkels christlich-liberalem Kabinett gibt es allein drei unterschiedliche Positionen. Von keinerlei Quote, wie es die FDP will, der freiwilligen "Flexi-Quote" von Frauenministerin Kristina Schröder bis zu Ursula von der Leyens verbindlichem Frauen-Anteil. "Röschen schon wieder", stöhnen manche in Unions-Macho-Kreisen auf. Diese Regierung ist in Sachen Frauen-Quote wie eine Pralinenverpackung. Man weiß nie, was man bekommt, wenn man sie auswickelt. Und drittens hat der Bundesrat gestern vorgeführt, dass es sich ohne die verzweifelt um Profil kämpfenden Freidemokraten ganz gut regieren lässt, vielleicht sogar besser als mit ihnen. Am Montag noch hat Angela Merkel - aus Koalitionsräson - auf Schwarz-Gelb geschworen und eine erneute große Koalition weit von sich gewiesen. Doch man sollte solche Schwüre nicht allzu ernst nehmen, wie die groß-koalitionären Annäherungen bei Frauenquote oder Mindestlohn zeigen. Auch Merkel kann, wenn es ihrer Kanzlerschaft dient, wieder anders. Und schon gar nicht wird sie sich von der "Unions-Sozialtante" und Quoten-Vorkämpferin Ursula von der Leyen ausbooten lassen. Dazu ist Frau Merkel, die es auch ohne Quote an die CDU-Spitze und ins Kanzleramt geschafft hat, zu clever. Freilich sind auch von einer Frauenquote, die in absehbarer Zeit ohnehin nicht Gesetz wird, keine Wunderdinge zu erwarten. Die "gläserne Decke", die dominierende Männernetzwerke auf den Führungsetagen abschirmt, ist nur zu durchbrechen, wenn Frauen bessere Bedingungen bekommen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Den "natürlichen" Nachteil, den Frauen im Beruf durch das Kinderkriegen und die Familie haben, können sie vor allem dann ausgleichen, wenn das Umfeld frauenfreundlich gestaltet wird. Dazu gehört allerdings auch, dass weitsichtige Männer in Führungspositionen engagierte und gut qualifizierte Frauen fördern und nach oben kommen lassen. Fast unbemerkt setzt etwa auch CSU-Chef Horst Seehofer zunehmend auf Frauen-Power in der CSU. Ilse Aigner wird demnächst so etwas wie seine erste Kronprinzessin in München. Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt führt die CSU-Bundestagsliste an. Hinzu kommen weitere starke Frauen wie Haderthauer, Merk und Co. Die nach hartem Kampf in der CSU eingeführte Frauen-Quote beginnt, Früchte zu tragen.

Von Reinhard Zweigler, MZ

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