Mittelbayerische Zeitung: Veggie-Gate Kommentar zum fleischlosen Tag
Regensburg (ots)
48 Tage vor der Wahl sorgen die Grünen mit ihrer Forderung nach einem "Veggie-Day" für Aufsehen. An einem Tag pro Woche soll in Kantinen ausschließlich vegetarische oder vegane Kost serviert werden. Oder wie es die Bild-Zeitung ausdrückt: "Die Grünen wollen uns das Fleisch verbieten!" Sofort brach eine Welle der Empörung aus. Das ist zwar gut so, war aber vorhersehbar und beabsichtigt. Ernährung und Gesundheit sind emotionale Themen, also immer gut für Aufregung und ideologische Grabenkämpfe. In den Beiträgen in Sozialen Netzwerken bildete sich vor allem eine Lesart heraus: "Was auf meinem Teller liegt, ist meine Sache! Bevormundung, nein Danke! Das ist doch Ernährungsdiktatur!" Aber wozu die Aufregung? In fast allen deutschen Kantinen gibt es ohnehin ein tägliches fleischloses Gericht. Und niemand stört sich daran. Niemand wird gegängelt. Jeder hat jederzeit die Wahl, ob er zu Bio- oder Discounterware greift und was er sich in die Arbeit mitnimmt. Fleischessen muss nicht automatisch unausgewogen oder ungesund bedeuten. Umgekehrt sind Vegetarier keine Missionare oder bessere Menschen mit Mangelerscheinungen. Im Kern geht es nicht um Fleischverzicht, sondern darum, wie Lebensmittel verteilt und produziert werden und welche Konsequenzen unser Ess- und Einkaufsverhalten für Umwelt und Mitmenschen hat. Diese Diskussion zu führen, ist außerhalb von Lebensmittelskandalen sinnvoll. Aber ob es einen Veggie-Tag geben wird oder nicht, kann den Grünen inzwischen egal sein: Die Partei ist wieder in aller Munde und das mit einem klassischen "grünen" Thema. Die Kampagne ging auf - und alle machen mit.
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