Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Gauck
Regensburg (ots)
von Christian Kucznierz, MZ
Ein früherer Bürgerrechtler wie Joachim Gauck kann sich nicht auf einer Tribüne mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zeigen, wenn dieser in seinem Land die Bürgerrechte mit Füßen tritt, Demonstranten niederknüppeln lässt und per Gesetz Homosexuelle diskriminiert. Gauck hat das zwar nicht gesagt; das muss er aber auch nicht. Die Geste ist eindeutig und richtig, gerade weil sie für sich steht und nicht erklärt wird. Richtig ist aber auch, dass der russische Präsident sich von solchen Gesten nicht einschüchtern lassen wird. Er hat das bislang nicht gemacht; warum sollte er seine Meinung ändern, nur weil der deutsche Staatschef ihm nun die kalte Schulter zeigt? Es ist Sache der Bundeskanzlerin, mit Putin zu sprechen - und das tut sie auch. Die Arbeitsteilung zwischen ihr und Gauck ist in dieser Hinsicht gut geregelt. Allerdings muss klar sein: Weder eine gute Geste, noch ein ernstes Gespräch werden dazu beitragen, dass die Dinge in Russland sich in absehbarer Zeit ändern werden. Dazu bräuchte es handfeste Druckmittel - und die hat der Westen gegenüber dem Riesenreich kaum. Zu denken, die Olympischen Spiele in Sotschi alleine würden schon dazu beitragen, dass Russland sich öffnet, ist naiv. Es reicht ein Blick nach China, um zu erkennen, dass das nicht der Fall sein wird.
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