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Falsches Signal für die Schulen
Kultusminister Piazolo will die Bildung in Bayern verbessern. Er erreicht das Gegenteil. Lehrer und Schüler sind die Leidtragenden. Von Antonia Küpferling

Regensburg (ots)

Bildungspolitik ist die Kernkompetenz der Freien Wähler. So steht es im Wahlprogramm, mit dem die Partei vor der Landtagswahl auf Stimmenfang gegangen ist. Nun hat sie als Teil der bayerischen Staatsregierung das Heft der Bildung in der Hand: Sie stellt den Kultusminister. Doch statt Forderungen und Wahlversprechen umzusetzen, zeigt sich an der Debatte um den erwarteten Lehrermangel an Grundschulen: Die Partei hält ihre Versprechen nicht. Seit Jahren zeichnet sich ein Lehrermangel in Bayern ab, besonders betroffen sind Grund- und Mittelschulen. Es gibt zu wenig Lehrer für die, die am Anfang ihrer Bildungskarriere stehen und die engagierte Pädagogen an ihrer Seite bräuchten, um den Grundstein für die weitere Schullaufbahn zu legen. Die meisten Grundschullehrer machen ihren Job aus Überzeugung, sie unterrichten ihre Schützlinge mit Herzblut. Doch sie sind am Limit. Immer neue Herausforderungen wie Inklusion, Integration von Flüchtlingen und Ganztagsunterricht prägen den Arbeitsalltag. Die Bürokratie nimmt zu, Grundschulzeugnisse gleichen mittlerweile einem Arbeitszeugnis, in dem Kompetenzen und Leistung detailgenau festgehalten werden. Viele Lehrer klagen, dass sie kaum noch jedem Schüler gerecht werden können. Doch Entlastung steht nicht auf Piazolos Agenda. Stattdessen: Renteneintritt nach hinten verschieben. Teilzeitstunden aufstocken. Mehr unterrichten. Piazolo will die Grundschullehrer für ein Problem in die Pflicht nehmen, das nicht sie, sondern die Bildungspolitiker in den letzten Jahren verursacht haben. Dabei stand im Sommer 2018 noch im Wahlprogramm: "Mit kleineren Klassen und mehr Lehrern an allen Schularten wollen wir unsere Talente optimal fördern." Zwangsmaßnahmen, wie sie Piazolo möchte, um aufzufangen, dass zum kommenden Schuljahr voraussichtlich 1400 Vollzeitlehrkräfte fehlen, werden die Situation sicher nicht verbessern. Weder für die Lehrer, noch für Schüler. Neu ist die Idee nicht, Grundschullehrer mehr unterrichten zu lassen, um eine Lücke zu füllen. Die Maßnahme gab es vor rund 20 Jahren schon einmal in Bayern. Das zeigt: Bildungspolitisch verbessert sich nichts. Seit Jahrzehnten geben sich im Freistaat Phasen mit Lehrerüberschuss und solche, in denen Pädagogen händeringend gesucht werden, die Klinke in die Hand. Würden Unternehmen in der freien Marktwirtschaft Bedarfsprognosen so erstellen, wie das Kultusministerium es tut, wären sie längst pleite. Man stelle sich die Baufirma vor, die Hotels nur in der Einöde baut: 250 freie Zimmer und keiner geht hin. Das Kultusministerium aber darf sich verkalkulieren und mit Prognosen die Realität um Längen verfehlen. Es gibt viele Beispiele für weltfremde Planung: Stichwort G8. Stichwort Lernen nach Gehör. Wenn es nicht klappt, kehrt man einfach zum G9, zur ordentlichen Rechtschreibung, etc. zurück. Ausbaden müssen die Ideen immer die anderen: nicht die Politiker, sondern Lehrer, Schüler und Eltern. Der Freistaat sucht Lehrer, schafft aber keine Anreize. Wer heute Grundschullehrer ist, bekommt auch eine geringere Bezahlung als Kollegen. Gleich ist bei Lehrern verschiedener Schularten nur die Berufsbezeichnung. Wenn es ums Gehalt geht, ist die Arbeit des einen mehr wert als die des anderen. Gymnasiallehrer steigen mit 650 Euro mehr Bruttogehalt in den Beruf ein als Grundschullehrer. Die Freien Wähler wollten das ändern, konnten sich bei den Koalitionsverhandlungen aber nicht durchsetzen. Maßstäbe in der Bildungspolitik, wie sie die Freien Wähler setzen wollen, sehen anders aus. Michael Piazolo betont gerne die Bedeutung der Bildung. Es liegt in seiner Hand: Seine Partei ist am Drücker. Wann, wenn nicht jetzt, ist die Zeit gekommen, ein Zeichen zu setzen und der Bildung in Bayern den Stellenwert zu geben, den sie verdient hat.

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