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Der kleine König Friedrich Merz/Die CDU gibt sich ganz ihrem Vorsitzenden und nun auch Fraktionschef hin. Das verschafft ihm Macht. Wie groß sie ist, hängt davon ab, wie er damit umgeht.

Regensburg (ots)

Auf dem ersten Asteroiden, den der kleine Prinz auf seiner Reise besucht, herrscht ein König. Der Kleinplanet des Königs ist winzig, aber die Macht des Herrschers allumfassend. Der König befiehlt der Sonne, wann sie auf- und untergeht - streng ausgerichtet nach dem Kalender. Sobald sie aufgeht, kann er jubilieren: "Ich habe die Sonne aufgehen lassen!" Den König aus der Erzählung von Antoine de Saint-Exupéry zeichnet ein Selbstbewusstsein aus, mit dem auch viele Politiker auftreten. Friedrich Merz ist so ein Politiker. Sein Selbstbewusstsein kann ihm zum Erfolg verhelfen, aber auch sein Scheitern verursachen. Binnen weniger Wochen hat Merz all das bekommen, was er lange angestrebt hat: den Parteivorsitz und den Fraktionsvorsitz. Er ist ein kleiner König. Vielen in der Union gilt Merz als Heilsbringer. Dabei hat er noch nie eine Wahl für die Partei gewonnen und Parteichef ist er erst im dritten Anlauf geworden. Mit seiner Wahl zum Chef der CDU/CSU-Abgeordneten ist Merz Oppositionsführer im Bundestag. Das ist kein offizielles Amt. Merz herrscht über wenig. Aber es ist eine strategische Entscheidung. Er bringt sich in Stellung. Gegenüber Bayerns Ministerpräsident Markus Söder macht er klar, dass er der Mann mit den bundespolitischen Ambitionen ist. Wie machtvoll Merz auftreten kann, hängt von den nächsten Wahlergebnissen ab. Los geht es mit den Wahlen im Saarland und in Schleswig-Holstein. Darauf folgt im Mai die wichtige Landtagswahl in seinem Heimatland Nordrhein-Westfalen. Mit Blick auf die Geschichte vom kleinen Prinzen sollte Merz nicht nur dessen Besuch beim König eine Mahnung sein, sondern auch die nächste Station: das Treffen mit einem Eitlen. Will Merz erfolgreich sein, darf er den Mythen um seine Person nicht blind vertrauen. Zum einen betrifft das den Mythos von Merz als begnadeten Rhetoriker. Merz tritt zwar forsch auf, aber ein guter Redner ist er nicht. Die glanzlosen Bewerbungsreden um den Parteivorsitz belegen das. Annegret Kramp-Karrenbauer ist keine rhetorische Urgewalt. Aber nicht einmal im Duell mit ihr vermochte Merz zu brillieren. Wenn es für die Union nun darum geht, im Parlament "satisfaktionsfähig zu sein - auch philosophisch". Dann kann man nur hoffen, dass auf diese Merz-Worte mehr Lektüre von Cicero oder Platon folgt. Der zweite Mythos, von dem sich Merz lösen sollte, ist der von ihm als Wirtschaftsfachmann und Steuerexperte. Als solcher hat er sich in seinem Buch "Neue Zeit. Neue Verantwortung" entzaubert. Seine Idee, Gemeinden an der Einkommensteuer zu beteiligen, klingt gut. Aber in der praktischen Umsetzung wäre das mindestens so teuer und bürokratisch wie die Grundsteuerreform. Inhaltlich ist es meilenweit entfernt von dem Vorschlag, mit dem Merz einmal Furore gemacht hat: der Steuererklärung auf dem Bierdeckel. Merz kann dieses Buch weder geschrieben, noch gelesen haben. Es passt auch nicht in dieses Jahrhundert. Die neoliberale Zeit ist passé und damit die Antwort, die Merz lange gegeben hat: Der Markt regelt alles. Für Merz wird entscheidend sein, ob er sich weiterentwickelt. 20 Jahre, nachdem Angela Merkel ihn vom Fraktionsvorsitz verdrängt hat, übernimmt Merz das Amt. An Merkel hat sich Merz abgearbeitet. Jetzt muss er neu anfangen. Das wäre auch die Lösung für die Zukunft der Partei. Merz muss halten, was er versprochen hat: alle einbinden, alle sichtbar machen. Das ist schwierig in der Opposition. Dort gibt es nur wenige Ämter mit Strahlkraft. Merz muss die Union inhaltlich umgestalten, sie sozialer machen. Der Leitsatz des kleinen Prinzen könnte helfen: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Merz. Das reimt sich auf Herz, aber auch auf Schmerz. Das passt. Denn mit ihm ist beides für die CDU möglich.

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