Greenpeace kippt Minister Funke Gen-Raps vor die Füße
Potsdam (ots)
Greenpeace hat heute Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke eine Ladung Gen-Raps vor die Füße gekippt, um damit gegen den gentechnikfreundlichen Kurs Funkes zu protestieren. 20 Aktivisten schaufelten eine Lastwagenfuhre der gentechnisch veränderten Pflanzen vor den Haupteingang eines Potsdamer Hotels, wo der Minister heute einen Agrarkongress eröffnet. Auf einem Transparent steht: "Herr Funke, kein Verrat an den Bauern! - Kein Grenzwert für Gentechnik!". Den Gen-Raps hatte ein Landwirt aus der Nähe von Ulm unwissentlich ausgesät und am vergangenen Montag gemeinsam mit Greenpeace vorzeitig abgeerntet.
"Minister Funke lässt die deutschen Landwirte und Verbraucher im Stich", sagt Stephanie Töwe, Gentechnik-Expertin bei Greenpeace. "Er muss sicherstellen, dass künftig gegen solche Störfälle zügig und entschlossen vorgegangen wird, um einen Dammbruch für gentechnisch veränderte Agrarpodukte zu verhindern." Greenpeace fordert von dem Landwirtschaftsminister ein klares Nein zu Gen-Saatgut und zu Grenzwerten für gentechnische Verunreinigungen. Durch den jüngsten Skandal um illegalen Gen-Raps wurde in der EU eine Diskussion über Grenzwerte für gentechnische Verunreinigungen im Saatgut ausgelöst. Das Bundes-landwirtschaftsministerium hatte den Skandal mit Verweis auf den geringen Anteil der genmanipulierten Saatkörner im Raps heruntergespielt.
Weder das deutsche Gentechnikgesetz noch die EU-Gentechnikdirektive sehen jedoch einen Grenzwert oder eine Toleranzschwelle vor. Auch die Freisetzung einer einzelnen gentechnisch veränderten Pflanze in die Umwelt bedarf einer ausdrücklichen Genehmigung durch die Regulierungsbehörden. Einmal aus dem Labor auf den Acker gebracht, können sich die Gen-Pflanzen ungehindert vermehren. "Die veränderten Gene können nicht mehr zurück geholt werden. Schon eine einzige fruchtbare Pflanze ist ein Risiko", erklärt Töwe. "Selbst bei einer Verunreinigung von 0,03 Prozent, wie sie zur Zeit von den deutschen Behörden angenommen wird, sind es 100.000 genmanipulierte Rapspflanzen, die ohne Zulassung auf deutschen Äckern wachsen."
Vor zwei Wochen war bekannt geworden, dass die Firma Advanta in Deutschland und anderen europäischen Ländern gentechnisch verunreinigten Raps verkauft und Landwirte diesen unwissentlich ausgesät hatten. Die englischen, schwedischen und französischen Behörden ordneten darauf hin die Zerstörung der kontaminierten Rapsfelder an. Auch das Landwirtschaftsministerium Nordrhein-Westfalen hat letzte Woche mehrere Hektar mit verunreinigtem Raps abgemäht. Heute hat Greenpeace alle möglicherweise betroffenen Bundesländer schriftlich aufgefordert, den Gen-Raps unverzüglich zu vernichten und sich für eine Entschädigung der Landwirte einzusetzen.
Achtung Redaktionen: Weitere Informationen erhalten Sie bei Stephanie Töwe, Gentechnik-Expertin, 0171-87 80 844 oder bei Jan van Aken, 0171-87 80 832 oder im Internet: www.greenpeace.de
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