Versenkte Atommüllfässer verseuchen Meer im Ärmelkanal
Greenpeace: Schockierende Funde belegen krassen Widerspruch beim Meeresschutz
Hamburg/Alderney (ots)
Eine Woche vor Beginn der internationalen Konferenz zum Schutz des Nordost-Atlantiks (OSPAR) präsentiert Greenpeace heute schockierende Videoaufnahmen vom Meeresboden des Ärmelkanals: Atommüllfässer, die in den fünfziger und sechziger Jahren nur 15 Kilometer vor der französischen Küste versenkt wurden, liegen teils durchgerostet, teils zerbrochen auf dem Meeresboden.
Greenpeace hat die Bilder in den letzten Tagen mit einer ferngesteuerten Unterwasserkamera in rund 90 Meter Tiefe in dem zu Großbritannien gehörenden Meeresgebiet "Hurt Deep" aufgenommen. Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde liegen in diesem Gebiet rund 28.500 Fässer mit leicht- und mittelradioaktivem Atommüll, die zwischen 1950 und 1963 von Großbritannien versenkt wurden. Die flüssigen Abfälle wurden in Zement gebunden, in 200 Liter-Stahlfässer gefüllt und einfach über Bord geworfen. Wieviel Radioaktivität heute bei dem versenkten Atommüll austritt, ist noch unklar.
Greenpeace will mit der Veröffentlichung dieser Bilder vor der OSPAR-Konferenz auf einen krassen Widerspruch in der internationalen Gesetzgebung hinweisen: Das Dumping von Atommüll ist bereits seit 1993 verboten, weil versenkte radioaktive Abfälle irgendwann ins Meer und damit in die Nahrungskette gelangen. Die direkte Einleitung verstrahlter Abwässer aber ist weiterhin erlaubt. Allein von der französischen Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) La Hague fliessen täglich (!) rund 1,4 Millionen Liter radioaktiv verseuchte Abwässer ins Meer, die die gleichen radioaktiven Stoffe enthalten wie der Atommüll in den versenkten Fässern.
"Würde man Fässer mit Abwässern aus La Hague füllen und diese auf offenem Meer versenken, wäre das heute strafbar," erklärt Greenpeace-Energieexperte Veit Bürger in Alderney. "Lässt man die Abwässer aber direkt ins Meer fließen, ist das erlaubt! Deutschland und die anderen Mitgliedstaaten der OSPAR-Konferenz müssen diesen Widerspruch endlich beseitigen und die Einleitung radioaktiver Abwässer umgehend verbieten."
Die WAA in La Hague und Sellafield leiten jedes Jahr rund 3,5 Milliarden Liter radioaktive Abwässer ins Meer. Das radioaktive Inventar der über 28.000 versenkten Atommüllfässer entspricht dem der Abwässer, die die WAA in nur neun Monaten ins Meer pumpen.
Radioaktive Einleitungen in das Meer sind das Hauptthema der OSPAR-Konferenz in Kopenhagen, an der 16 Mitgliedstaaten, darunter Frankreich, Großbritannien und Deutschland, beteiligt sind. Der dänische Umweltminister Svend Auken wird in einem Antrag die sofortige Aussetzung der Wiederaufarbeitung fordern. Veit Bürger: "Die Ospar-Konferenz bietet die historische Chance, die Abwasserrohre der Wiederaufarbeitungsanlagen Sellafield und La Hague für immer zu schließen. Wir fordern die Bundesregierung auf, sich ohne Vorbehalte hinter den Vorschlag Dänemarks zu stellen, damit dieser die notwendige Mehrheit bekommt."
Achtung Redaktionen! Rückfragen bitte an Veit Bürger in Alderney, Tel: 0171-8780-834. Filmmaterial erhalten Sie über Reuters und ap bzw. bei Pressesprecher Stefan Schurig, Tel. 0171-8780-837. Fotos können Sie bei Greenpeace in Amsterdam abrufen, Tel: 0031-20 524 9580 bzw. 0031-653 81 91 21. Internet: www.greenpeace.de
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