Ölpest in Russland: Greenpeace startet Unterschriftenaktion gegen Elf-Konzern
Hamburg/Berlin (ots)
Greenpeace protestiert heute bundesweit gegen die Tatenlosigkeit des Ölkonzerns Elf angesichts der Umweltzerstörung in den russischen Ölfördergebieten. Mitglieder von über 30 Greenpeace-Gruppen rollen an Elf-Tankstellen im ganzen Bundesgebiet große "Ölflecken" aus schwarzer Folie aus, als Symbol für die Ölverseuchung ganzer Landstriche in Russland. Autofahrer, die an den Tankstellen tanken, können sich an einer Unterschriftensammlung gegen die Haltung des Ölmultis beteiligen. Auch im Internet startet Greenpeace eine Kampagne: Unter "www.oil-of-elf.de" findet man aktuelle Informationen, die TotalFinaElf und seine deutsche Tochtergesellschaft verschweigen.
"Auf der einen Seite wirbt Elf mit seiner blitzblanken Raffinerie in Leuna, auf der anderen Seite schert sich der Konzern nicht um die katastrophale Situation in den russischen Ölfeldern, in denen sein Öl gefördert wird", sagt Greenpeace Sprecher Volker Gaßner an einer Elf-Tankstelle in Berlin. "Elf vertreibt skrupellos den Treibstoff, der in den Fördergebieten die Menschen krank macht." In den russischen Ölförderregionen Komi und Westsibirien, aus denen das Rohöl für Deutschland stammt, liegt die Krankheitsrate höher als in jeder anderen Region Russlands. Elf schiebt jegliche Verantwortung von sich, obwohl der Konzern in seinen Raffinerien den Hauptteil der russischen Ölimporte nach Deutschland verarbeitet. Deutschland bezieht 30 Prozent seines Rohöls aus Russland.
Experten sehen einen Zusammenhang zwischen der gigantischen Ölverschmutzung in Russland durch marode Pipelines und dem Leiden der Menschen an Krebs, Lungen- und Bluterkrankungen sowie Schäden am Immun- und Nervensystem. "Im Zeitraum von 1995 bis 1997 waren 90 Prozent aller Einwohner in Komi krank," so Professor Khudoley aus St. Petersburg, Krebsexperte der Internationalen Akademie für Krebsforschung (IARC). Die Mediziner fanden nach Öl riechendes Trinkwasser und hohe Ölkonzentrationen in Speisefischen. Die dauerhafte Belastung mit Öl in Wasser, Böden und Nahrung erhöht dem Experten zufolge die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken.
Greenpeace fordert den Ölkonzern Elf auf, gemeinsam mit seinen russischen Partnern Projekte zur Reparatur der Ölpipelines und zur Reinigung der verölten Landschaften zu finanzieren. Elf ist Besitzer der MIDER-Raffinerie in Leuna bei Halle und hält eine Beteiligung an der PCK-Raffinerie in Schwedt im Nordosten Brandenburgs. Beide Raffinerien beziehen ihr Rohöl fast ausschließlich aus Russland. Das zu Benzin und Diesel verarbeitete Öl verkauft Elf an insgesamt 597 Tankstellen, davon 385 in Ost-Deutschland.
Aktivisten von Greenpeace hatten bereits am Donnerstag vor der MIDER-Raffinerie Tanklaster von Elf gestoppt und 30 Tankzüge mit dem Text: "Elf: Ölpest für Russland" gekennzeichnet. Ein Gespräch mit dem Geschäftsführer der Raffinerie, Manfred Gieseler, blieb ergebnislos. Die Aktion wurde am Donnerstag Abend von der Polizei geräumt.
Achtung Redaktionen: Für Rückfragen erreichen Sie Volker Gaßner unter Tel. 0171/8780-814. Beta-SP-Material über die Umweltverschmutzung in der Komi-Region und Westsibirien und Fotomaterial (auch per Leonardo) können Sie unter 0171/87 80 828 (Pressesprecherin Svenja Koch) bestellen. Internet: www.oil-of-elf.de und www.greenpeace.de
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