Polizei stoppt Greenpeace-Aktion gegen Zellstoff-Frachter
"Star Dover" beladen mit kanadischem Zellstoff aus Urwaldzerstörung
Brake (ots)
Eine Greenpeace-Protestaktion gegen die Einfuhr von Zellstoff aus kanadischem Urwaldholz ist in der Nacht von Sonntag auf Montag auf der Unterweser bei Brake von der Polizei gestoppt worden. Mit Schlauchbooten und dem Greenpeace-Schiff "Beluga" wollten rund 25 Aktivisten das Anlegen des Frachters "Star Dover" im Hafen von Brake vereiteln, der über 4000 Tonnen Zellstoff aus den Urwäldern British Columbias für den Papierhersteller Stora Enso geladen hatte. Bei dem Versuch, Schlauchboote ins Wasser zu lassen, beschlagnahmte die Polizei vier Boote. Die Greenpeace-Aktivisten konnten trotzdem mit der "Beluga" längsseits des 182 Meter langen Frachters gehen und ein Banner mit der Aufschrift "Kanadische Urwaldzerstörung für unser Papier - Stoppt den Wahnsinn" entrollen.
"Wir verstehen nicht, warum ein friedlicher Protest gegen Urwaldzerstörung von der Polizei behindert wird, während in Kanada weiter Urwälder kahl geschlagen werden", sagt Sandra Pfotenhauer, Waldexpertin bei Greenpeace. "Die deutschen Papierproduzenten sind Mitschuld am Raubbau in den letzten kanadischen Urwäldern. Wir fordern sie auf, endlich ihre Verträge mit den Anbietern zu kündigen, die Zellstoff von Holzfirmen wie Interfor kaufen." Zu Zellstoff verarbeitet, gelangt kanadisches Urwaldholz auch in deutsches Papier. Mit einem Jahresverbrauch von bis zu 400.000 Tonnen Zellstoff ist Stora Enso einer der größten Holzverbraucher in Deutschland.
"Firmen wie Interfor, die unsere Wälder kahl schlagen und an Abnehmer wie Stora verkaufen, sind Umweltverbrecher. Und deutsche Firmen weigern sich hartnäckig, aus den Verträgen mit Interfor auszusteigen", sagte Shirley Langer, ehemalige Bürgermeisterin von Belleville in Kanada. Die 68-Jährige Dame, die auf der "Beluga" in Brake dabei war, ist mit drei Mitstreiterinnen der Organisation "Raging Grannies" ("Wütende Großmütter") zur Zeit in Deutschland unterwegs. Sie machen in mehreren Städten vor Firmen und kanadischen Konsulaten auf die Inhaftierung ihrer Gefährtin Betty Krawczyk (72) aufmerksam. "Oma" Krawczyk hatte im September mit ihren Partnerinnen gewaltfrei einen Zufahrtsweg für Lastwagen und Fällmaschinen zu einem Interfor-Einschlagsgebiet blockiert und bekam dafür ein Jahr Gefängnis ohne Bewährung.
An der Westküste Kanadas befindet sich das letzte großflächige Gebiet nördlichen Regenwaldes, der als besonders gefährdet gilt. Die Urwälder und angrenzenden Gewässer sind Lebensraum für Ureinwohner sowie Rückzugsraum für selten gewordene Tiere wie Grizzlies, Adler, Orca-Wale und Lachse. Die traurige Bilanz des Raubbaus: Jede zehnte Tierart ist vom Aussterben bedroht. Weltweit ist bereits die Hälfte des gemäßigten Regenwaldes zerstört. Ein Viertel der weltweit noch verbliebenen Reste der gemäßigten Regenwälder liegt in Kanada.
Achtung Redaktionen! Rückfragen bitte an Sandra Pfotenhauer unter 0171-8780-841 sowie Pressesprecherin Maja Buhmann, Tel. 040-30618-383 (hier auch Bildmaterial). Gerne vermitteln wir Ihnen Interviews mit den kanadischen "Grannies". Im Internet erfahren Sie unter www.greenpeace.de alles über die aktuelle Deutschland-Tour der "Wütenden Omas".
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