Greenpeace entdeckt neuen Fall von Biopiraterie
Protest vor der
UN-Konferenz in Bonn: Keine Patente auf Lebewesen und Gene!
Hamburg/Bonn (ots)
Greenpeace hat bei aktuellen Patentrecherchen einen neuen Fall von Biopiraterie entdeckt: Die Firma Monsanto beantragte beim Internationalen Patentbüro in Genf ein Patent auf Sojabohnen, wie sie natürlicherweise in China vorkommen. Mit dem Patent würde Monsanto das Monopol auf Pflanzen, Saatgut und Methode zur Auswahl und Züchtung der Soja-Sorten erhalten. Vor dieser Biopiraterie wird Greenpeace heute um 9 Uhr mit einer Aktion in Bonn zur Eröffnung einer internationalen UN-Konferenz zur biologischen Vielfalt warnen. Wegen des aktuellen Falles wird ein Vertreter des chinesischen Greenpeace-Büros teilnehmen. China gilt mit über 6000 Sorten als das wichtigste Ursprungsland für Soja.
"Den Patentantrag kann man nur als versuchten Diebstahl bezeichnen. Er zeigt, wie schamlos Konzerne wie Monsanto bei ihrem Raubzug durch die Natur vorgehen", sagt Greenpeace Patentexperte Christoph Then in Bonn. "Die Lebensgrundlagen dieses Planeten dürfen nicht durch Patentierungen zum Privateigentum von Unternehmen werden."
Die UN-Konferenz in Bonn berät ab heute über eine gerechte Lösung für den Verteilungskrieg um biologische Ressourcen. Vor dem Konferenzgebäude werden 15 Greenpeace-Aktivisten ein drei Meter hohes, doppelwandiges Dreieck errichten und mit Sojabohnen füllen. Dabei wird die Aufforderung "Stop Biopiracy" in der Vorderwand sichtbar werden. Mit Warnschildern in den sechs Konferenz-Sprachen und Flugblättern werden die Delegierten aufgefordert, die Monopolisierung der biologischen Vielfalt zu verhindern.
Die Patentierung von Pflanzen, Saatgut und genetischen Ressourcen hat erhebliche Folgen: Wird der Zugang zu den genetischen Ressourcen blockiert oder umfassend eingeschränkt, kann das die Versorgung mit Saatgut und Medikamenten erschweren, Züchtung und Landwirtschaft beeinträchtigen und die Sicherung der Welternährung gefährden. Die biologische Vielfalt stünde der Allgemeinheit nicht mehr frei zur Verfügung.
"Der Zugang zur biologischen Vielfalt darf nicht durch Patente blockiert werden. Die Sicherung der Welternährung und der Versorgung mit Medikamenten ist wichtiger als die wirtschaftlichen Interessen einzelner Unternehmen", sagt Sze Ping von Greenpeace China. "Die chinesischen Wissenschaftler waren schockiert, als wir sie über diese Patentanmeldung informierten."
Nach Angaben von Monsanto hat die Firma ein Gen in den Soja-Pflanzen entdeckt, das die Auswahl von leistungsfähigem Saatgut erleichtert. Dabei werden die Pflanzen nicht gentechnisch verändert, sie werden lediglich mit Hilfe einer Art Gen-Diagnose identifiziert. Das Patent mit der Nummer WO 00/18963 wurde 1999 am Internationalen Patentbüro in über 100 Staaten gleichzeitig angemeldet, darunter auch in USA, Europa und China. Das Patentbüro leitet die Anträge weiter, erteilt aber keine Patente. Ob Monsanto das Patent erhält, ist offen. Sogar das Europäische Patentamt in München, das ähnliche Patente bereits erteilte, hat Zweifel an seiner Genehmigung geäußert.
Achtung Redaktionen: Rückfragen bitte an Dr. Christoph Then in Bonn, Tel. 0171-8780 832, und Pressesprecher Michael Hopf, Tel. 0171-8780 835. Internet: www.greenpeace.de
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