Greenpeace protestiert gegen Patent auf "Krebsmaus"
Europäisches
Patentamt in München verhandelt heute über Einsprüche
München (ots)
Gegen das erste Patent, das in Europa auf Säugetiere erteilt wurde, protestiert Greenpeace seit heute morgen vor dem Europäischen Patentamt (EPA) in München. Dort beginnt heute die Verhandlung über das Patent auf die sogenannte "Krebsmaus", gegen dessen Erteilung im Jahr 1992 Umweltorganisationen, Tierschützer, kirchliche Organisationen, Parteien und Einzelpersonen 17 Sammeleinsprüche eingelegt hatten.
15 Greenpeace-Aktivisten haben vor Beginn der Verhandlung ein drei Meter großes, sich drehendes Warnschild vor dem EPA aufgestellt. Eine Seite zeigt eine aufrecht stehende "Krebsmaus" mit fünf Beinen, die andere Seite das Bildnis eines Menschen. Beide haben eine Patent-Markierung im Ohr. Unter dem Schild steht "Stoppt Patente auf Leben". Greenpeace fordert, die Patentierung von Lebewesen und ihren Genen zu verbieten.
Das Patent (EP 169672) der Harvard Universität in den USA war 1992 ein Signal: Als erstes Patent in Europa beansprucht es nicht nur das Recht, Versuche an Tieren durchzuführen, sondern erklärte die Tiere selbst zur angeblichen "Erfindung". Inzwischen sind umfassende Patente auf Lebewesen und ihre Gene möglich, nicht nur auf Pflanzen und Tiere, sondern auch auf menschliche Embryonen und auf Teile des menschlichen Körpers.
"Das EPA überschreitet seit dem Patent auf die Krebsmaus skrupellos die ethischen Grenzen", sagt Greenpeace Patente-Experte Christoph Then in München, der auch Einspruch eingelegt hat. "Das EPA hat aus dem kleinen Feuer einen Flächenbrand gemacht. Wer Säugetiere zu einer Erfindung erklärt, für den ist auch der menschliche Körper nichts als ein Haufen Zellen, den man wirtschaftlich ausbeuten kann. Wir fordern die Bundesregierung auf, sich für ein Verbot von Patenten auf Lebewesen und ihre Gene einzusetzen." Der Bundestag wird vermutlich Anfang 2002 über ein Patent-Gesetz abstimmen.
Das Patent der Harvard Universität, deren Forschung der Chemiekonzern DuPont bezahlte, umfasst alle Säugetiere mit Ausnahme des Menschen, die mit krebsauslösenden Genen manipuliert werden. DuPont hoffte, dass Arzneimittelhersteller Interesse an dem Tier hätten, um an ihm zu forschen und Krebstherapien zu entwickeln. Aber das Patent hatte ganz andere Folgen: Wegen seiner breiten Ansprüche behinderte es sogar die Krebsforschung in vielen Fällen.
Nie zuvor hatte ein Patent zu einer derart hohen Zahl von Einsprüchen geführt. Jetzt will das EPA auf Grundlage der neuen, umstrittenen Gen-Patentrichtlinie der EU die Einsprüche gegen das Patent zurückweisen, obwohl die Mehrheit der EU-Staaten diese Richtlinie bislang gar nicht umgesetzt hat. "Das EPA hat die Einsprüche jahrelang ausgesessen und inzwischen sogar die eigenen gesetzlichen Grundlagen unzulässig manipuliert. Nie zuvor wurde das Patentrecht so schamlos missbraucht und verbogen", erklärt Then.
Achtung Redaktionen: Rückfragen bitte an Christoph Then, Tel. 0171-8780 832, und Pressesprecher Michael Hopf, Tel. 040-30618-345. Ein dreiseitiges Papier zum Patent finden Sie unter www.greenpeace.de/gentechnik. Dort ist auch die 40-seitige Studie abrufbar über die Blockadewirkung des Patents auf die Forschung.
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