Das Feilschen um den Urwald beginnt
Greenpeace warnt zum Start des
Den Haager Urwaldgipfels vor halbherzigen Kompromissen
Den Haag (ots)
Einen ungewöhnlichen Empfang bereitet Greenpeace heute den Delegierten des in Den Haag beginnenden Urwaldgipfels. 20 Aktivisten und 30 Kinder der Greenpeace-Initiative "Kids for Forests", darunter auch neun Deutsche, haben vor dem Konferenzgebäude große aufblasbare Skulpturen von Urwaldtieren wie Jaguar, Wolf und Elefant aufgebaut. Die Aktion erinnert an den dramatisch voranschreitenden Kahlschlag der Urwälder. "Rettet die letzten Urwälder" steht auf einem Transparent. Greenpeace fordert die über 2.000 Delegierten aus 182 Ländern dazu auf, bis zum Ende des Urwaldgipfels ein wirksames Zehnjahres-Programm zum Schutz der Urwälder zu verabschieden.
"Die Kettensägen können hier in Den Haag gestoppt werden," sagt Greenpeace-Urwaldexperte Martin Kaiser. "Entscheidend ist, dass die nach Den Haag reisenden Umweltminister klare politische und finanzielle Angebote machen. Kanzler Schröder muss Umweltminister Trittin ausreichend finanziellen Spielraum für den Urwaldschutz zusichern. Für halbherzige Kompromisse bleibt keine Zeit mehr."
Das amerikanische World Resources Institute hat vergangenen Mittwoch in Washington einen neuen Bericht über die Situation der letzten Urwälder veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass es in 15-20 Jahren keine intakten Urwälder mehr geben wird, falls der Einschlag nicht sofort gestoppt wird. Weltweit werden nach Angaben der Food and Agriculture Organisation of the United Nations (FAO) jedes Jahr Wälder in der Größe von Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen zusammen abgeholzt. Hinzu kommt noch die jährliche Umwandlung von einigen Millionen Hektar Urwald in Plantagen und artenarme Sekundärwälder.
Greenpeace hat in den letzten Monaten mit zahlreichen Aktionen weltweit auf die Verantwortung der Industrieländer an der Urwaldzerstörung aufmerksam gemacht. Deutsche und internationale Unternehmen importieren täglich Holz aus Urwäldern in Finnland, Russland, Afrika und Amazonien. "Solange billiges Holz aus Urwaldzerstörung ungehindert bei uns in den Handel gelangen darf, billigt die Bundesregierung das Urwaldsterben und benachteiligt jene Waldbesitzer, die Holz aus guter Waldnutzung anbieten wollen", sagt Kaiser.
Die biologische Vielfalt der Wälder ist das Schwerpunktthema der vom 7. bis 19. April 2002 in Den Haag stattfindenden sechsten Vertragsstaatenkonferenz der Konvention über die Biologische Vielfalt (COP-6 CBD). Greenpeace fordert die Einrichtung dauerhafter Urwald-Schutzgebiete sowie die Förderung von ökologischer Waldnutzung. Zum Schutz der Urwälder und ihrer Artenvielfalt sind nach Einschätzung von Greenpeace jährlich 17 Milliarden Euro erforderlich. Deutschland müsste davon 1,7 Mrd. Euro durch Abbau von schädlichen Subventionen, Krediten sowie durch Entschuldungen und der Einrichtung eines Urwaldfonds bereitstellen.
Achtung Redaktionen: Bis zum Ende des Urwaldgipfels erreichen Sie in Den Haag Martin Kaiser unter Tel. 0171-8780817 oder Pressesprecher Stefan Schurig (bis einschl. 9. April) unter Tel. 0171-8780837. Hier erhalten Sie auch Film und Fotomaterial. Internet: www.greenpeace.de/urwald
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