NABU: Drohungen der Wirtschaft zum Energiegipfel torpedieren Klimaschutzziele
Berlin (ots)
Anlässlich des morgen stattfindenden Energiegipfels von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Wirtschaftsvertretern warnt der NABU davor, die ehrgeizigen Ziele der Bundesregierung für eine deutlich effizientere Erzeugung und Nutzung von Energie in Deutschland den Interessen von Lobbyisten zu opfern. "Auf EU-Ebene hat Frau Merkel eine Steigerung der Energieeffizienz um 20 Prozent und einen Anteil der Erneuerbaren Energien von 20 Prozent bis 2020 ausgehandelt. Dies muss auch die unterste Messlatte für ein nationales Energiekonzept sein", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Die für den Energiegipfel erarbeiteten Szenarien gehen berechtigterweise von einer notwendigen Steigerung der gesamtwirtschaftlichen Energieproduktivität in Deutschland um jährlich drei Prozent aus.
"Das Energiekonzept der Bundesregierung steht jedoch auf sehr tönernen Füßen, wenn alle Strategien und Instrumente für eine Umsetzung verbesserter Energieeffizienz von Wirtschaftsminister Michael Glos und den Energiekonzernen verschleppt werden. Jedes weitere Jahr, bei dem auf verlängerte Laufzeiten für Atomkraftwerke statt auf massive Investitionen in Erneuerbare Energien und Energiespartechniken gesetzt wird, ist für den Klimaschutz ein verlorenes Jahr", kritisierte Tschimpke. Die Wirtschaftsbosse versuchten stets aufs Neue die längst widerlegte Drohkulisse der Arbeitsplatzvernichtung aufzubauen. Das wiederholte in Frage stellen der Klimaschutzziele der Bundesregierung durch namhafte Industrievertreter sei ein Schlag ins Gesicht aller, die sich um eine lebenswerte Zukunft auf diesem Planeten sorgen. Statt weiter massiv in ineffiziente Großkraftwerke zu investieren, sind Anteile an der deutschen Stromerzeugung von mindestens 25 Prozent bei der dezentralen Kraft-Wärmekopplung und 30 Prozent bei den Erneuerbaren Energien bis 2020 wirtschaftlich realisierbar. Gleichzeitig werden dabei zukunftsfähige Arbeitsplätze geschaffen.
Neben dem Umbau der Energieversorgungssysteme bietet die sofortige Einführung eines europäischen Top-Runner-Programms die größten Potenziale zur Energieeinsparung. "Um den Energieverbrauch zu senken, ist es unabdingbar, für Elektrogeräte, Gebäude und Fahrzeuge strikte Effizienzstandards festzulegen und durchzusetzen", forderte Tschimpke. Effektiver Klimaschutz sei ohne Abkehr vom Atomausstieg machbar. "Bundeskanzlerin Merkel darf beim morgigen Gipfel keine energiepolitischen Beruhigungspillen verteilen, sondern muss der Industrie klare und ambitionierte Klimaschutzvorgaben machen. Ansonsten wird die Wirtschaft die dringend notwendigen Innovationen bei Energieerzeugung und Nutzung nicht umsetzen."
Im Internet zu finden unter www.NABU.de und www.atomausstieg-selber-machen.de
Originaltext vom NABU
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Carsten Wachholz, NABU-Referent Energiepolitik, Tel. 030-284984-35
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