NABU fordert stärkere Berücksichtigung des Naturschutzes in der Landwirtschaft
Bonn (ots)
Der Naturschutzbund NABU hat Bund und Länder aufgefordert, bei der künftigen Ausgestaltung der Landwirtschaft die Belange des Umwelt- und Naturschutzes stärker als bislang zu berücksichtigen. Dazu gehöre insbesondere eine Konkretisierung und Verschärfung des Begriffes des "guten fachlichen Praxis", mit dem der übliche Standard der Bewirtschaftung in der jeweiligen Region beschrieben werde: "Die bisherige Praxis widerspricht auf großen Flächen eklatant der 1992 in Rio von Deutschland unterzeichneten Verpflichtung, die biologische Vielfalt zu erhalten", sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Gerd Billen. Heute stünden z.B. 75% aller Feldvogelarten auf der Roten Liste. Dafür seien der Stickstoff-Überschuss von über 100 kg pro Hektar, der übermäßige Pestizideinsatz sowie die mangelnde Strukturvielfalt in der Agrarwirtschaft maßgeblich verantwortlich.
Um künftig europäische Fördermittel für die ländliche Entwicklung im Rahmen der Agenda 2000 zu erhalten, müssten die Bundesländer überprüfbare Kriterien für die Einhaltung der "guten fachlichen Praxis" festlegen. Dies sei bis heute nicht geschehen, obwohl Deutschland von 2000 bis 2006 dafür 17,4 Milliarden DM zur Verfügung stünden. In einer ebenso knappen wie umsetzbaren und juristisch verbindlichen Vorgabe für die Landwirte müssten insbesondere Aspekte des Natur- oder Bodenschutzes konkretisiert und erweitert werden: "Einen Grünlandumbruch in ökologisch sensiblen Bereichen oder undokumentierten Pestizid-Einsatz darf es künftig nicht mehr geben."
Neben den Ländern sei vor allem das Bundesumweltministerium gefordert, bei der anstehenden Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes konkrete Anforderungen an die "gute fachliche Praxis" zu formulieren. Mit dieser überfälligen Kehrtwende zu einer nachhaltigen Form der Landnutzung würde Deutschland zudem die künftige europäische Agrarpolitik vorwegnehmen, so Billen: "Wer schon heute bei der Landnutzung verbindliche ökologische Mindestandards berücksichtigt, wird morgen Wettbewerbsvorteile haben."
Für Rückfragen: Christof Weins, NABU-Agrarreferent, Tel. 0228-4036-168. Dort oder in der NABU-Pressestelle (0228-4036-141) kann auch das NABU-Positionspapier zur "guten fachlichen Praxis" angefordert werden. Im Internet zu finden unter http://www.nabu.de
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