All Stories
Follow
Subscribe to NABU

NABU

NABU präsentiert Ergebnisse des VI. Internationalen Weißstorchzensus

Berlin (ots)

Der Naturschutzbund NABU hat heute im Rahmen des
Internationalen Ornithologen Kongresses die Ergebnisse des VI. 
Internationalen Weißstorchzensus 2004/2005 aus 26 Ländern 
vorgestellt, darunter u.a. Polen, Spanien, Weißrussland und die 
Ukraine mit den größten Weißstorchvorkommen. Im Vergleich zu der 
Zählung 1994/95 haben weltweit die Störche von 166.000 Paaren um 37% 
auf 230.000 Paare zugenommen. Für Hamburg zieht der NABU eine 
positive Bilanz der diesjährigen Brutsaison: 13 Storchenpaare zogen 
insgesamt 29 Junge groß. Rüdiger Wolff, Schirmherr über den 
NABU-Storchenschutz in Hamburg: "Dieser große Erfolg ist der 
unermüdlichen Arbeit des NABU und der ehrenamtlichen Helfer zu 
verdanken."
"Die Weißstorchbestände nahmen nicht überall in gleicher Weise 
zu", sagte Kai-Michael Thomsen vom Michael-Otto-Institut im NABU in 
Bergenhusen. "Besonders stark ist der Zuwachs der so genannten 
Westpopulation des Weißstorchs, die über Spanien nach Westafrika ins 
Winterquartier zieht." Diese Population nahm um fast 90% innerhalb 
der letzten 10 Jahre zu. Gründe hierfür seien günstige 
Nahrungsressourcen auf Reisfeldern und Mülldeponien, gute 
Überwinterungsbedingungen im westafrikanischen Sahel und die 
Entstehung einer Überwinterungstradition von mehreren 10.000 Störchen
in Spanien.
Die ostziehende Population Mittel- und Osteuropas stieg um 26% an.
Auch dabei sind regional unterschiedliche Entwicklungen auszumachen. 
Beispielweise veränderte sich die Zahl der Störche in Tschechien und 
Lettland kaum, während in Weißrussland und der Ukraine Zunahmen von 
über 70% festgestellt wurden. Thomsen: "Insgesamt stieg die Zahl der 
Störche in Osteuropa erheblich stärker an als im westlichen 
Mitteleuropa. In Europa nahm lediglich in Dänemark der 
Weißstorchbestand von sechs auf drei Paare ab."
Sorge bereitet dem NABU allerdings die Bestandsentwicklung in 
Usbekistan, wo die seltene Unterart Turkestanstorch ihre 
Hauptverbreitung hat. Hier halbierte sich der Brutbestand von 1.450 
auf 745 Paare. Ein Grund dafür sei die Wahl ihrer Nistplätze vor 
allem auf den Masten von Stromleitungen. "Da dies zu Komplikationen 
der Stromversorgung führen kann, werden die Nester von den 
Stromversorgungsunternehmen zerstört", erläutert Thomsen. "Dies 
könnte aber durch den Bau von geeigneten Nisthilfen verhindert 
werden."
Die meisten Störche brüten in Polen (52.500 Paare) gefolgt von 
Spanien (33.217 Paare). In der Ukraine brüten ca. 30.000 Paare und in
Weißrussland 20.342 Paare. In Deutschland waren es 2005 immerhin 
4.087 Paare. Dr. Christoph Kaatz, Sprecher der 
NABU-Bundesarbeitsgruppe "Weißstorchschutz": "Bundesweit hat sich der
Storchenbestand  stabilisiert. Allerdings sind die Reproduktionsraten
in vielen Gebieten rückläufig."
Jürgen Pelch, Referent für Storchenschutz des NABU Hamburg, ist 
mit der diesjährigen Brutsaison in der Hansestadt zufrieden: "Wir 
haben zwar noch nicht das Superstorchenjahr 2004 mit 36 Jungstörchen 
erreicht. Aber im Vergleich zum Vorjahr gibt es in Hamburg 2006 mehr 
als doppelt so viele Jungstörche." Die größte Bedrohung sei die 
zunehmende Bebauung in den Vier- und Marschlanden, dem angestammten 
Brutgebiet. Dadurch gingen wichtige Wiesen verloren, auf denen die 
Störche nach Nahrung suchen können. "Geht dieser Trend weiter, kann 
es in den nächsten Jahren für die Hamburger Störche eng werden", so 
Pelch.
Weitere Informationen zum Weißstorchzensus gibt es unter 
http://bergenhusen.nabu.de und zum Storchenschutz in Hamburg unter 
www.NABU-Hamburg.de.
Hintergrund Weißstorchzensus
Der Internationale Weißstorchzensus hat das Ziel, den weltweiten 
Bestand dieses Großvogels zu erfassen. Seit 1934 haben insgesamt 
sechs internationale Weißstorcherfassungen stattgefunden. Seit 1974 
finden sie im 10-jährigen Rhythmus statt. Insgesamt 39 Länder aus 
Europa, Nordafrika und Vorder- und Zentralasien beteiligten sich am 
VI. Internationalen Weißstorchzensus. Der Zensus ist ein gemeinsames 
Projekt vom NABU und seiner Dachorganisation BirdLife International. 
Die Zählungen in den einzelnen Teilnehmerländern haben die nationalen
BirdLife-Partner organisiert. Der Zensus wurde technisch und 
finanziell durch den RSPB, BirdLife UK, unterstützt. Weitere 
Unterstützung gab es durch  Organisationen, wie z.B. die Stiftung 
CICONIA aus Liechtenstein. Die Gesamtkoordination des internationalen
Zensus erfolgte durch das Michael-Otto-Institut im NABU in 
Bergenhusen. Für Deutschland organisierte die 
NABU-Bundesarbeitsgruppe "Weißstorchschutz" aus den Zensus, die auch 
die jährliche Bestandserfassung koordiniert.
"2004 wurden 10 neue Länder in die EU aufgenommen, in denen ca. 
43% der Weltpopulation des Weißstorchs brüten", erklärt Kai-Michael 
Thomsen vom Michael-Otto-Institut "Die spannende Frage ist, wie sich 
dort die Storchenbestände entwickeln werden, wenn in Polen und den 
anderen Beitrittsländern die Agrar- und Strukturpolitik der EU 
greift." Der VI. Internationale Weißstorchzensus fand am Startpunkt 
dieser Entwicklungen statt. "Der Weißstorch dient dabei als eine Art 
Indikator für seinen Lebensraum wie Feuchtwiesen, Flussauen und 
intakte Kulturlandschaften", so der NABU-Vertreter. Der NABU 
befürchtet, dass die Agrar- und Strukturpolitik der EU die 
Lebensräume des Weißstorchs zerstören wird.
Originaltext vom NABU
Rückfragen: Kai-Michael Thomsen, Michael-Otto-Institut im NABU, 0162 
/ 909 80 72
Jürgen Pelch, Storchenbetreuer NABU Hamburg, Tel.: 0175 / 890 61 73
Dr. Christoph Kaatz, BAG "Weißstorchschutz" des NABU, Tel.: 039245 / 
2516 o. 0162 / 409 40 05

Original content of: NABU, transmitted by news aktuell

More stories: NABU
More stories: NABU
  • 09.08.2006 – 12:17

    NABU kritisiert vorschnelle Entwarnungen für deutsche Atomkraftwerke

    Berlin (ots) - Der Naturschutzbund NABU hat die Entwarnungen der Atomaufsicht mehrerer Bundesländer in der Debatte um den Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark als vorschnell kritisiert. "Wir erwarten von den Landesbehörden, sehr grundliche Untersuchungen, bevor endgültige Aussagen gemacht werden", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Die ...

  • 28.07.2006 – 10:27

    NABU fordert länderübergreifendes Wildtiermanagement für Bär, Luchs und Wolf

    Berlin (ots) - Der Naturschutzbund NABU hat sich für ein länderübergreifendes Wildtiermanagement für Bär, Luchs und Wolf ausgesprochen. Jene Staaten, die wie Deutschland als potentielle Rückkehrländer zu betrachten seien, müssten rechtzeitig Pläne erarbeiten, die das Zusammenleben von Mensch und ...

  • 27.07.2006 – 10:27

    NABU: Erste Erfolge im Schneeleoparden-Projekt im Norden Kirgistans

    Berlin (ots) - Der Naturschutzbund NABU hat sieben Jahre nach dem Start seines Schneeleoparden-Projektes in Kirgistan eine positive Bilanz gezogen. Die Erfolge zum Schutz der seltenen Großkatzen seien vor allem auf die Arbeit einer Anti-Wilderer-Gruppe zurückzuführen, die 1999 vom NABU gemeinsam mit der kirgisischen Regierung ins Leben gerufen wurde. Um ...