3sat
ACHTUNG!!! SPERRFRIST SONNTAG; 16. MAI 2004, 16.00Uhr
3sat-Preis zum 41. Theatertreffen an Alain Platel
Mainz (ots)
Der belgische Regisseur Alain Platel erhält den 3sat-Preis zum Berliner Theatertreffen für seine Produktion Wolf oder wie Mozart auf den Hund kam mit dem Ballet C. de la B. aus Gent. Darauf verständigten sich zum Abschluss des Festivals einstimmig die Juroren. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis, den das Gemeinschaftsprogramm von ZDF, ORF, SF DRS und ARD für eine zukunftsweisende Leistung aus dem Kreise der zum Theatertreffen eingeladenen Künstlerinnen und Künstler stiftet, wird dieses Jahr zum achten Mal verliehen.
Der 1956 in Flandern geborene Platel, der Wolf erstmals bei der Ruhrtriennale in Duisburg und später auch in der Berliner Volksbühne zeigte, gehört seit Jahren zu den international herausragenden Regisseuren. Mit Wolf unternimmt er eine einzigartig freie und assoziative Annäherung an Mozart, indem er Gesang, Tanz, Akrobatik, Parodie, Slapstick, Gewalt, politische Manifestation und Poesie zu einem theatralen Reich der Sinne verschmelzen lässt, das seinesgleichen in der Bühnenwelt sucht, so die Juroren Joachim Sartorius (Berliner Festspiele), Georg Diez (Autor der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und Juror des Theatertreffens) und Wolfgang Bergmann (ZDF/3sat) in der Begründung für ihre Entscheidung.
Der Berliner Bühnenbildner Bert Neumann hat für Wolf eine heruntergekommene Shopping-Mall entworfen. Darin flanieren 15 Tänzer und Sänger, unter ihnen zwei Gehörlose und eine Luftakrobatin vom Cirque du Soleil. Sie spielen Liebe und Hass und ihre politischen Statements zur Welt- und Kriegslage aus, gerieren sich als prügelnde Street-Gang, Drag-Queens und Bar-Schlampen. Über allem, hinter Gittern, ist das Orchester (Wiener Klangforum, musikalische Leitung Sylvain Cambreling) postiert. Darunter befindet sich ein weiterer Zwinger, Zufluchtsort für ein Hunderudel, das die vermeintliche Anarchie auf Platels Wunderbühne auf die Spitze treibt.
Alain Platel, ausgebildeter Sozialarbeiter und Heilpädagoge, gründete in den frühen 80er Jahren in Gent ein Künstlerkollektiv unter dem Namen Les Ballets Contemporains de la Belgique. Mit wenigen, aber sehr intensiv vorbereiteten und lange gespielten Produktionen, darunter Bernadeetje, Alemal Indiaan und Lets op Bach, sorgte er auf fast allen Theaterfestivals der Welt für Aufsehen und wurde immer wieder zum Teil enthusiastisch als Ausnahmeregisseur gefeiert. Seine Arbeiten zeichnen sich aus durch die Integration unterschiedlichster Persönlichkeiten und Figuren in seinen Schauspiel-Kollektiven und gewinnen dadurch Authentizität und Wirkungskraft. Der sanfte, sympathische Platel ist gleichsam ein Menschenfischer, der tiefe Melancholie mit einer erfrischend modeunabhängigen Sehnsucht nach einer offenen Welt verbindet und diesen Humanismus konsequent zu leben und auf der Bühne auszudrücken versucht.
3sat-Preisträger der vergangenen Jahre waren Urs Widmer und Volker Hesse gemeinsam mit dem Theater Neumarkt, Zürich, Einar Schleef, Martin Kusej, Luk Perceval und Tom Lanoye, Michael Thalheimer und Olaf Altmann, Stefan Pucher sowie im vergangenen Jahr die beiden Nora-Darstellerinnen Anne Tismer und Susanne Wolff.
Beim Berliner Theatertreffen wird die Inszenierung noch bis zum Dienstag, 18. Mai zu sehen sein. Eine Fernseh-Adaption durch ZDFtheaterkanal und ARTE befindet sich in der Entstehung.
Presse und Öffentlichkeitsarbeit 3sat Christine Eckert (06131 706322) Mainz, 14. Mai 2004
ots-Originaltext: 3sat
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