PHOENIX-Programmhinweis für Sonntag, 23. Januar 2000
Köln (ots)
18.00 Uhr Schauplatz Europa - Die Hölle von Moskau Überleben im Knast
Das größte Gefängnis Moskaus ist das Gefängnis an der Budirka. Hinter seinen verfallenen Mauern sind die Lebensbedingungen für die Gefangenen hart und menschenunwürdig. 140 Mann hausen auf 100 Quadratmetern, das bedeutet nicht einmal ein Quadratmeter Lebensraum für einen Häftling. Wer in so einer Massenzelle überleben will, geht durch die Hölle.
32 Betten und 140 Inhaftierte, der Fernseher läuft Tag und Nacht, schlechtes Essen und mangelnde medizinische Versorgung. Jährlich sterben etwa 20.000 Menschen in russischen Gefängnissen - an Unterernährung, Hunger und Krankheiten. Der Staat hat kaum Geld für Verpflegung und Medikamente. Nur wer Lebensmittel und Arznei von Freunden und Verwandten draußen erhält, kann drinnen einigermaßen durchkommen. Dann: die 14 Zellen der zum Tode Verurteilten. Erstmals durfte ein ausländisches Fernsehteam hier drehen. Mehrfache Mörder sitzen zu fünft abgeriegelt in einer Zelle, die vor 200 Jahren für zwei gebaut wurde. Ihre einzige Hoffnung: Begnadigung und lebenslange Haft in einem Lager in Sibirien.
Der Film zeigt die Lebensbedingungen im Gefängnis, er lässt Gefangene zu Wort kommen und zeigt ihre Überlebenschancen. Er zeigt die Hölle von Moskau.
Dokumentation von Wolfgang Mertin
21.00 Uhr PHOENIX-Highlights: Politische Morde 4-teilige Reihe. 2. Teil: Blutiger Montag - Lord Mountbatten und die IRA
Im August 1979 befahl der Kommandostab der Irisch Republikanischen Armee (IRA) die Ermordung von Lord Louis Mountbatten, einem prominenten Mitglied er englischen Königsfamilie. Mountbatten, ehemaliger Admiral der Flotte und letzter Vizekönig von Indien, war verwundbar. Seine Ferien verbrachte er regelmäßig in Irland. Besondere Sicherheitsvorkehrungen lehnte er ab. Der spektakuläre Anschlag auf Lord Mountbatten, bei dem auch zwei Jugendliche getötet wurden, schien der IRA nicht auszureichen. Um zu beweisen, dass die Organisation zu jedem Zeitpunkt und an jedem Ort Bomben zünden kann, sprengte sie nur wenige Stunden nach Mountbattens Tod eine englische Militärpatrouille in die Luft. Insgesamt 23 Menschen ließen am "Blutigen Montag" ihr Leben.
Die Dokumentation von Hans-Rüdiger Minow geht über eine bloße Rekonstruktion der Ereignisse des 27. August 1979 hinaus. Hinter den willkürlich erscheinenden Morden wird die Strategie irischer Nationalisten sichtbar, die aus dem Gedankengut von "Blut und Boden" schöpfen. Film von Hans-Rüdiger Minow
21.45 Uhr Schauplatz Deutschland - Deutschlands wildeste Grenze Von Verbrechern und Schleppern im Erzgebirge
Es ist wie beim uralten Kampf gegen Windmühlenflügel: Sie fangen jedes Mal ein paar der Illegalen, die bei Nacht über die berühmte "Wohlstandsgrenze" nach Deutschland kommen, am Morgen werden sie zurück nach Tschechien abgeschoben, in der nächsten Nacht sind sie wieder da. Auf der Nordseite des Erzgebirgskamms der Bundesgrenzschutz, auf der anderen das organisierte Verbrechen, Abteilung Menschenschieberei. Für die Gauner lohnt sich das Geschäft mit der Hoffnung auf Arbeit und Wohlstand, es werden hohe Preise verlangt und gezahlt. Die Organisation ist brutal, aber sie arbeitet meistens effektiv. Und natürlich raffiniert: Von den Schleppern selbst geht ganz selten einer ins Netz des BGS. Und wenn, schweigt er sich über die Drahtzieher und Hintermänner aus - meistens Russen, die unterkannt in Deutschland sitzen. Jetzt macht der Bundesgrenzschutz mobil. Immer mehr Beamte werden aus dem Bundesgebiet an die Grenze verlegt. Teure Technik wird angeschafft. Die Vereinbarungen mit den Behörden auf der tschechischen Seite werden nach und nach mit Leben erfüllt. Man tauscht sich aus und unterstützt sich - dennoch wird man noch lange nicht Herr der Lage. Das Filmteam hat im Erzgebirgs-Winter die Grenzer begleitet und beobachtet. Ein täglicher Kampf gegen eine Hybris - und auch gegen die eigene Resignation.
23.15 Uhr Sphinx - Geheimnisse der Geschichte 5-teilige Reihe. 4. Teil: Casanova - die wahre Geschichte
Vielen gilt er vor allem als Held erotischer Abenteuer und als Filou. Doch Giacomo Casanovas Leidenschaft galt bei weitem nicht nur dem weiblichen Geschlecht. Er war hochgebildet und interessierte sich glühend für Mathematik und Naturwissenschaften. Aber auch die Geheimlehren der Kabbala und alle Tricks der Alchimie beherrschte wer wie nur wenige seiner Zeitgenossen. Allerdings wusste er seine Kenntnisse auch immer geschickt einzusetzen, wenn es um kleine Betrügereien und große Schachzüge ging, die ihm den Lebensunterhalt sichern sollten.
Als großer Reisender seiner Zeit war er rastlos unterwegs in Europa, über 40.000 Kilometer legte er auf der Suche nach neuen Genüssen intellektueller oder sinnlicher Natur zurück. Oft musste er fliehen, weil ihm Strafverfolgung drohte. Seine spektakuläre Flucht aus Venedigs berüchtigten Bleikammern, dem damals sichersten Gefängnis der Welt, ging in die Geschichte ein. Die Memoiren des Giacomo Casanova umfassen mehr als 4000 Seiten. Darin zeichnet er ein üppiges Gemälde am Vorabend der Französischen Revolution.
In opulenten Bildern folgt der Film Casanovas Spuren, erfüllt die Orte seines Wirkens mit dem Glanz der Rokokozeit, lässt aber auch Casanova-Forscher fundiert zu Wort kommen. Auf diese Weise sind überraschende und bisher nicht bekannte Facetten im Leben eines ebenso geheimnisvollen wie faszinierenden Abenteurers zu erfahren.
Dokumentation von Gero von Boehm Fotos sind abrufbar in der WDR Bildredaktion ( 0221/2204405
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