PROGRAMMHINWEIS
Montag, 2. Juli 2001
Bonn (ots)
20.15 Uhr PHOENIX - Schwerpunkt: "Abrechnung mit Milosevic"
Der ehemalige jugoslawische Präsident Slobodan Milosevic ist an das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag ausgeliefert worden. Noch am Donnerstag Mittag hatte es so ausgesehen, als könne das jugoslawische Verfassungsgericht die Auslieferung verhindern. Der serbische Regierungschef Djindjic setzte sich jedoch über die Anordnung des Gerichtshofes hinweg.
EU-Außenkommissar Chris Patten wertete die Auslieferung als "Beweis für die Demokratisierung in Jugoslawien". Doch nicht zuletzt wirtschaftliche Interessen dürften ausschlaggebend für Djindjics Alleingang gewesen sein. Denn EU, USA und Weltbank trafen sich am Tag nach der Auslieferung zur Geberkonferenz in Brüssel, um über die Höhe der finanziellen Unterstützung für das ehemalige Jugoslawien zu entscheiden. Während die außenpolitische Position Serbiens gestärkt ist, schlägt die Auslieferung innenpolitisch hohe Wellen. Jugoslawiens Präsident Kostunica bezeichnete sie als "gesetzeswidrig" und verglich sie mit den undemokratischen Methoden Milosevics.
Wie wird sich die Auslieferung auf die Situation in dem krisengeschüttelten Land auswirken? Wie reagieren die Geberländer auf Milosevics Ankunft in Den Haag? Welche Handhabe hat der internationale Gerichtshof gegen den ehemaligen Präsidenten?
Über diese und andere Fragen spricht Gaby Dietzen u.a. mit Wolf Oschlies, Bundesinstitut für ostwissenschaftliche Studien, und Vladimir Umeljic, Weltkongress der Serben.
9.15 Uhr und 13.30 Uhr Fast schon Deutsche
Deutschland, Anfang 1999: Die rot-grüne Bundesregierung versucht ihre ersten Reformen durchzusetzen. Eines der wichtigsten Themen: Die doppelte Staatsbürgerschaft für die in der Bundesrepublik lebenden Ausländer. 7,5 Millionen Menschen soll so die Integration erleichtert werden. Eine hitzige, emotional aufgeladene Diskussion entwickelt sich, aufgeheizt noch von der umstrittenen Unterschriftenaktion der CDU.
Im Februar verliert die SPD die Landtagswahlen in Hessen. Manche sagen wegen der Doppelpass-Debatte. Köln, Anfang 1999: Die "TCA Mikrophone Mafia" ist die älteste deutschsprachige Rapper-Band. Ein multikulturelles Musik-Projekt: zwei Türken, ein Italiener und ein Deutscher rappen seit zehn Jahren über ihren Alltag als Ausländer, über Liebe, über das Leben in der Großstadt.
Das Jahr 1999 soll für die beiden Türken der Band ein besonderes Jahr werden: Beide wollen Deutsche werden. Önder hat einen Einbürgerungsantrag gestellt, er will seinen türkischen Pass ganz abgeben. Er kenne die Türkei sowieso nur aus dem Urlaub. Kutlu hofft auf die doppelte Staatsbürgerschaft. Er will Deutscher sein, ohne seine türkischen Wurzeln zu verleugnen.
Rosse, der Italiener in der Gruppe, hat keine Probleme: Mit seinem EU-Pass hat er ohnehin fast alle Rechte. Er will auf jeden Fall Italiener bleiben. Dennis ist der einzige Deutsche der Band, er ist mit einer Türkin verheiratet, aber auch sie hat die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Der Grund: Sie will Lehrerin werden, das geht nur mit einem deutschen Pass.
Alle sind in Deutschland geboren. Sie leben im Kölner Arbeiter-Viertel Flitthard, kurz vor den Bayer-Werkstoren, da, wo ihre Eltern arbeiten - als Gastarbeiter.
Der Film beobachtet die Band während der sogenannten Doppel-Pass-Debatte. Kutlu informiert sich: Bei einer Diskussionsrunde der Grünen, beim Stand der CDU in der Fußgängerzone. Önder sieht die Sache etwas lockerer.
Der Film zeigt natürlich auch die Band bei ihren Auftritten - und den Erfolg, bald einen Plattenvertrag bei einem großen Label zu bekommen.
Mai 1999: Kutlus Befürchtungen haben sich bestätigt: Die Bundesregierung hat sich auf einen Kompromiss eingelassen: Ausländerkinder erhalten bis zum 23. Lebensjahr die doppelte Staatsbürgerschaft, dann müssen sie sich entscheiden - für den einen oder den anderen Pass. Kutlus Pech: Er ist schon 25.
Fast schon Deutsche, aber nur fast eben. Die Situation und der Lebensalltag junger Ausländer in Köln, ihre Musik, ihre Freizeit und die politische Diskussion: Der Film zeigt beides und mischt die Ebenen. Hier die politische Entscheidung - da die Konsequenzen für die Betroffenen.
Film von Hans Hausmann und Wolfgang Luck (2000)
14.00 Uhr Wenn Medizin zu teuer wird...
Der Glaube, die Medizin scheue keinen Aufwand, um Menschenleben zu retten, ist längst ein Irrglaube: Die Medizin wird zwar immer besser, aber auch immer teurer - sie sitzt in der Fortschrittsfalle. Die Folge: Ärzte verweigern moderne Therapien, die ihre begrenzten Budgets unnötig belasten, die Patienten bleiben ahnungslos und bemerken überhaupt nicht, dass sie von Sparmassnahmen betroffen sind. Damit ist die "Rationierung" in den medizinischen Bereich vorgedrungen. Die Entscheidung, welche Behandlung vernünftig und angemessen ist, wird immer schwieriger, die Ärzte sind ratlos.
Ein Tabu-Thema, über das kaum jemand öffentlich spricht. Dennoch ist es dem Team gelungen, Ärzte, Patienten, Krankenkassenvertreter und Politiker zu finden, die sich vor der Kamera äußern. Der Film zeigt den Umgang mit dieser Art "Spar-Medizin" in Deutschland und England und stellt ein Lösungsmodell aus den USA vor, das auch für Deutschland interessant sein könnte.
Film von Falk Wienecke (1999)
Porträt 19.15 Uhr Die entfernten Verwandten - Sieben Jeckes im Porträt 7-teilige Reihe. 2. Teil: Elly Freund - Jetzt kann ich reden
Elly Freund ist eine "Kibbuz-Pionierin". Sie wurde 1909 in Breslau geboren, ihre Jugend verbrachte sie in Deutschland, wo sie in großbürgerlichen Verhältnissen lebte. Bereits zur Machtergreifung der Nationalsozialisten schloss sie sich dem Widerstand an. 1938 floh sie nach Palästina. Als Kinderärztin führte sie in Israel eine "normale, ordentliche, deutsche" Existenz. Ihre Kinder haben sich davon jedoch total distanziert. Sie betrachten sich geradezu als Anti-Jeckes. Der dadurch entstandene Familienkonflikt äußert sich auch darin, dass die Kinder die deutschsprachigen Lebenserinnerungen der Mutter nur in Übersetzung lesen können.
Film von Jens Meurer und Carsten Hueck (2000) fotos über www.ard-foto.de
Rückfragen: Tel: 0228/9584-193, e-mail:presse@phoenix.de
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