phoenix Im Dialog: Michael Krons im Gespräch mit Hans-Werner Sinn - Freitag, 25. November 2016, 22.30 Uhr
Bonn (ots)
"Die Hütte brennt in Europa", warnt Hans-Werner Sinn, einer der einflussreichsten Ökonomen Deutschlands. Er verweist auf die Schuldenproblematik, die Migrationsbewegung und den Brexit. Es braue sich viel zusammen in Europa, das würde ihn nicht allzu optimistisch stimmen. Man hätte klüger sein und die Bedenken Großbritanniens ernster nehmen müssen, kritisiert Sinn, denn der Austritt Großbritanniens sei in wirtschaftlicher Hinsicht gleichbedeutend mit dem Austritt der zwanzig kleinsten EU-Länder. Da könne man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. "Der Brexit ist ein Misstrauensvotum gegen die EU, und wir werden vielleicht noch andere Misstrauensvoten bekommen."
Im Gespräch mit Michael Krons spricht der ehemalige Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung Hans-Werner Sinn über die Fehler, die derzeit in Europa gemacht werden, seinen Aufstieg aus dem Arbeitermilieu und den Einfluss der Ökonomen auf die Politik.
An den meisten Politikern missfällt Sinn die Kurzfristigkeit ihres Denkens. Ihm als Volkswirt würde es hingegen um die "langfristige Prosperität" des Volkes gehen. Als positive Beispiele für Politiker, die langfristige Visionen verfolgt hätten, nennt Hans-Werner Sinn u.a. Willy Brandt und die Ostpolitik sowie Gerhard Schröder und die "Agenda 2010".
Der renommierte und streitbare Ökonom Hans-Werner Sinn hat sich immer wieder in die wirtschafts- und sozialpolitischen Debatten eingemischt. Sinn ist Professor für Volkswirtschaft an der Ludwig-Maximilian-Universität in München. In seinem aktuellen Buch "Der schwarze Juni" denkt er vor dem Hintergrund von Brexit, Flüchtlingsbewegung und Euro-Krise darüber nach, wie Europa stabilisiert werden könnte.
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