Sommer (DGB) hält Flexibilisierung der Arbeitszeit für möglich Rogowski (BDI): Kündigungsschutz ist größtes Hindernis für mehr Arbeit
Bonn (ots)
Berlin / Bonn - 10. November 2003 Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes Michael Sommer hält es für möglich, dass am Ende der jetzt beginnenden Tarifverhandlungen auch eine zusätzliche Flexibilisierung der Arbeitszeiten stehen könne. Im Ergebnis könne der Abschluß auch "eine Flexibilisierungskomponente" haben, sagte Sommer am Montag Abend in der PHOENIX-Sendung Unter den Linden. Dies hänge von der Haltung der Arbeitgeber bei den Verhandlungen ab. Sommer sprach sich für "intelligente Arbeitszeitmodelle" aus, die eine "atmende" Produktion zulassen. Solche Modelle könnten sich auf die Wochenarbeitszeit, aber auch auf die Jahres- und Lebensarbeitszeit beziehen. Allerdings forderte der DGB-Chef Regelungen, um die Ansprüche der Arbeitnehmer auf Arbeitszeitkonten, auch im Falle einer Firmenpleite ab zu sichern. Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) Michael Rogwoski hatte in der PHOENIX-Sendung die Regelungen im Tarifgesetz heftig kritisiert, die nur für höchstens 18 Prozent der Beschäftigten eines Betriebes, vom Tarifvertrag abweichende Regelungen der Arbeitszeit erlaube. Rogowski forderte daher eine Gesetzes-Änderung, weil viele anders lautende Vereinbarungen auf betrieblicher Ebene dadurch "illegal" seien. Dem widersprach Sommer, der eine Regelung durch den Gesetzgeber ablehnt: "Gewerkschaften und Arbeitgeber können das auch untereinander regeln," sagte Sommer. In der teilweise lebhaft geführten Diskussion zwischen Rogowski und Sommer hatte der DGB-Chef Gesetzes-Änderungen auch deshalb abgelehnt, weil es seiner Meinung nach nicht sein dürfe, "dass Herr Rogowski und seine Freunde die Arbeitnehmer ständig mit der Arbeitsplatzangst erpressen". Rogowski bezeichnete im PHOENIX Polit-Talk Unter den Linden den bestehenden Kündigungsschutz als großes Hindernis für mehr Beschäftigung in Deutschland. Laut BDI-Präsident sei "weniger Kündigungsschutz mehr Schutz für Arbeitnehmer, die dann schneller neue Arbeit finden". Der DGB-Chef hingegen lehnte die Pläne der Union, den Kündigungsschutz für Betriebe mit bis zu 20 Mitarbeiter zu streichen, ab. "Dies wäre eine Situation des hire and fire wie in den USA", sagte Sommer.
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