Präsident der Intensivmediziner Marx sieht "keinen Grund zur Panik", warnt aber vor Überlastung des Gesundheitssystems
Bonn (ots)
Der Präsident der Deutschen interdisziplinären Vereinigung der Intensiv- und Notfallmediziner (DIVI), Gernot Marx, sieht trotz der wachsenden Zahl von COVID19-Patienten auf Intensivstationen aktuell "keinen Grund zur Panik", warnt aber dennoch vor einer Überlastung des Gesundheitssystems. "Wir müssen uns klar machen, wenn dieses Infektionsgeschehen so weitergeht, das heißt, dass wir dann wie in der Charité die planbaren Operationen absagen müssen, dass wir insgesamt auf einen Notfallmodus umschalten und dass das insgesamt sehr hohe Niveau unserer allgemeinen Gesundheitsversorgung dann nicht in der gewohnten Weise zur Verfügung steht, weil wir dann auch ganz viel Personal aus anderen Bereichen in die Intensivmedizin transferieren müssen, um eben mehr Betten aufzumachen - und das wollen wir möglichst nicht", sagte Marx im phoenix-Interview. Zwar habe der Bundestag "viele gute Maßnahmen" beschlossen, dennoch sei die Beendigung der epidemischen Lage nationaler Tragweite nicht verständlich. "Die Situation ist in einigen Regionen geradezu dramatisch, in anderen Regionen angespannt." Daher sei es unverständlich, "weshalb man sich Instrumente verbietet, die sich in der Vergangenheit als sehr wirkungsvoll erwiesen haben", so der Leiter der Intensivmedizinischen Klinik an der Uniklinik der RWTH-Aachen. Vor etwa einem Jahr sei die Situation ähnlich gewesen, damals habe es einen "Lockdown Light" gegeben und dennoch seien die Zahlen weiter angestiegen. "Es mussten dann eben vier Wochen später härtere Maßnahmen durchgeführt werden." Jetzt gebe es wieder ein exponentielles Wachstum, "von daher ist es nicht schwer auszurechnen, wo wir in den nächsten vier Wochen hinkommen werden, wenn es uns nicht gelingt, das Infektionsgeschehen unter Kontrolle zu bringen", so Marx. Dazu dürften auch weitergehende Maßnahmen wie Schließungen von Schulen und Geschäften nicht ausgeschlossen werden.
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