Telekom-Chef Höttges kritisiert Marktstrukturen und Überregulierungen in Deutschland
Bonn (ots)
Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom AG, Timotheus Höttges, hat die Marktgegebenheiten und Regulierungen im deutschen Telekommunikationsmarkt kritisiert. Die Deutsche Telekom investiere jedes Jahr fünf Milliarden Euro in Deutschland in den Aufbau von Netzen ohne zu wissen, "unter welchen Rahmenbedingungen dieses Netz gebaut wird", so Höttges im Interview mit dem Fernsehsender phoenix. Die Telekom brauche Investitionssicherheit. Die sei jedoch nicht gegeben, wenn nicht langfristig klar sei, zu welchen Konditionen die Wettbewerber künftig das Telekom-Netz mitnutzen dürften. "Wenn sich die Konditionen ändern, verändern sich unsere Business-Cases", und dann fragten die Aktionäre, warum die Telekom eigentlich in Deutschland investiere, wenn sie "hier deutlich weniger verdient", so Höttges.
Der Telekom-Vorstandsvorsitzende will seine Kritik aber nicht als Drohung verstanden wissen, dass die Telekom sich aus Deutschland zurückziehen wolle. Deutschland sei für die Telekom nach den USA der zweitwichtigste Markt. Das Unternehmen könne in Deutschland mehr investieren als seine Wettbewerber, da es in den USA so gut verdiene. "Wir subventionieren sozusagen den deutschen Markt mit unserem Geschäft in den USA", so Höttges. Er wolle jedoch, dass der deutsche Markt sich selber finanzieren könne und dass der deutsche Markt aus sich selbst heraus eine nachhaltige Unternehmenspolitik ermögliche. Höttges hob besonders hervor, angesichts der erforderlichen Milliarden-Investitionen in moderne Netze müsse auch gefragt werden, "wie viel Wettbewerb wollen wir in Europa haben". Er verwies darauf, dass es in Europa rund 120 Mobilfunkanbieter für 500 Millionen Menschen gebe, während sich in den USA mit rund 350 Millionen Menschen nur drei bis vier Wettbewerber den Markt teilten. "Dann sehen sie, dass wir einfach zu viel Wettbewerb haben auf den Infrastrukturen, und am Ende des Tages ist dann keiner in der Lage, richtig zu investieren", so Höttges im phoenix-Interview.
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