Chef des UN-Entwicklungsprogramms warnt: Hungersnot im Gaza-Streifen nimmt katastrophale Dimensionen an
Bonn (ots)
Die humanitäre Lage im Gaza-Streifen wird immer schlimmer und angesichts dieser Entwicklung hat der Leiter des UN-Entwicklungsprogramms, Achim Steiner, Israel indirekt aufgefordert, den Weg für eine effektive Versorgung der Menschen freizumachen. "Wir sind in einer Situation, wo durch die Kampfhandlungen eine Hungersnot, nicht nur als Konsequenz, sondern auch als eine Waffe in diesem Konflikt entstanden ist. Selbst in den schlimmsten Krisen- und Kriegssituationen darf der Zugang zu Nahrungsmitteln aber keine Waffe werden", äußerte sich Steiner im Fernsehsender phoenix. Nach dem Angriff auf Israel am 7. Oktober "erleben wir eine zweite Tragödie". Über dreiviertel der Menschen im Gaza-Gebiet seien auf der Flucht, 70 Prozent der Infrastruktur zerstört. "Wir sind an einem Punkt, wo eine akute Hungersnot in Gaza stattfindet. Die Zahlen deuten darauf hin, dass die Situation nicht nur weiter eskaliert, sondern katastrophale Dimensionen annimmt", warnte der UN-Vertreter. Für UN-Mitarbeiter und andere Hilfsorganisationen sei es immer schwieriger, humanitäre Hilfe zu leisten und einen Weg zu den Menschen in Not zu finden. "Was wir in Gaza erleben, ist eine von Menschen gemachte Krisensituation", so Steiner weiter.
Der Leiter der UN-Entwicklungsagentur machte deutlich, dass die Kriegs- und Krisenherde auf der Welt deutlich zugenommen hätten. "Wir haben leider im vergangenen Jahr mehr Flüchtlinge, mehr Binnenvertriebene, mehr Konflikte und Kriege in der Welt erlebt, als seit 1945." Zwar erholten sich viele Länder derzeit vom Schock der Corona-Pandemie, doch werde die Welt immer ungleicher, denn viele der ärmsten Entwicklungsländer hätten weder die finanziellen Mittel, noch die Möglichkeiten, sich aus eigenen Kräften zu erholen. Deshalb sei die internationale Gemeinschaft gefragt, mehr für die Entwicklung dieser Länder zu tun. "Wenn wir die ärmsten Menschen der Welt im Augenblick alleine lassen, dann schaffen wir genau die Voraussetzungen, die wir dann sehr oft unter sicherheits- und verteidigungspolitischen Gesichtspunkten in den Jahren und Jahrzehnten der Zukunft wieder angehen müssen", war Steiner überzeugt.
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