Ostsee-Zeitung: Kommentar zum G8-Gipfel
Rostock (ots)
Was für ein Aufwand für so magere Ergebnisse. 19 000 Polizisten schützten eine Handvoll Politiker. Jede Sekunde, die sich die Staats- und Regierungschefs in Kanada trafen, kostete 3000 Euro. Gesamtaufwand der "Gipfelitis": 970 Millionen Euro. Für diese (Un-)Summe hätten im Kongo acht Millionen Mädchen fünf Jahre lang eine Schule besuchen oder 50 Millionen Menschen in der Dritten Welt Zugang zu sauberem Trinkwasser erhalten können. Es ist Zeit, über den Sinn solcher Mega-Gipfel wie in Toronto zu sprechen - vor allem darüber, ob der elitäre Club der G8-Staaten überhaupt noch zeitgemäß ist. Vorzeigbares hat er jedenfalls kaum zustande gebracht. Die Klimapolitik ist längst auf die UN-Ebene verlagert. Die Wirtschafts- und Finanzfragen sind an die Runde der G20-Staten übertragen, wo sie auch hingehören. Doch selbst die G8-Riege ist uneins - sowohl über die Finanztransaktionssteuer, als auch über die Bankenabgabe. Eine einheitliche Wachstumsstrategie? Ebenfalls Fehlanzeige. Die im G20-Rahmen vereinbarte Defizit-Halbierung bis 2013 wird durch die schwammige G8-Zauberformel einer "wachstumsfreundlichen Haushaltskonsolidierung" geradezu konterkariert. Dem G8-Kabinett bleibt nur die Außen- und Entwicklungspolitik. Doch selbst hier malt es schöne Wortkringel an die Wand, um sie am Ende selbst nicht ernst zu nehmen.
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