Ostsee-Zeitung: Kommentar zu Steinmeier
Rostock (ots)
Und plötzlich ist alles andere unwichtig. Was den SPD-Fraktionschef in diesen Tagen bewegt, fühlen alle Menschen, wenn Angehörige schwer erkranken. Elke Büdenbender braucht eine neue Niere, ihr Ehemann Frank-Walter Steinmeier kommt als Spender in Betracht. Dieser hat getan, was man in diesem Fall vom Lebenspartner erhofft und wohl auch erwartet. Was aber niemals selbstverständlich ist. "Wir nehmen uns die Zeit, die wir brauchen". Der populäre SPD-Mann zeigte gestern menschliche Größe und gab sich optimistisch, dass die Transplantation gut verlaufen werde. Das politische Berlin zollte Steinmeier über Parteigrenzen hinweg den nötigen Respekt für sein öffentliches Bekenntnis. Auch diese Nachricht kann Mut machen in einer Zeit, in der eher persönliche Anfeindungen zum Tagesgeschäft gehören. Die gestrige Nachricht erinnert an den vorübergehenden Ausstieg Franz Münteferings. Auch dem ehemaligen SPD-Chef flogen die Sympathien zu, als er sich für die Pflege seiner todkranken Frau aus der Politik zurückzog. Es gibt eine weit verbreitete Sehnsucht nach dem Menschlichen inmitten des Gerangels um Macht und Einfluss. Einem Geschäft, in dem selten jemand Schwäche zeigt und das wohl auch deshalb immer weniger unverwechselbare Typen hervorbringt.
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