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Neue Westfälische: Die Gipfel der Krise Bushs Bruder UWE ZIMMER

Bielefeld (ots)

Was ist nicht alles schon über die angebliche
Nutzlosigkeit teurer Gipfelkonferenzen gesagt worden. Wie immer die 
Spektakel von London oder Baden-Baden gewertet und gewichtet werden, 
diese Kritik gibt es diesmal nicht. Sie wäre auch völlig falsch.
Selten waren die Treffen der Spitzenpolitiker und die der 
Fachminister so wichtig wie im April 2009. Auch wenn wir in 
Deutschland ihre Auswirkungen bislang kaum spüren, die schwerste 
Wirtschafts- und Finanzkrise der vergangenen 100 Jahre ist 
Wirklichkeit. Und dass die auf 28 Staaten aufgestockte NATO einen 
aktualisierten raison d'etre, eine neue Strategie der 
Existenzberechtigung sucht, ist nach dem Ende der Bush-Ära 
überfällig.
Weil die Sorge weltweit so groß ist, weil die Hoffnungen fast schon 
verzweifelt sind, türmten sich riesige Erwartungen auf, an denen 
jetzt die tatsächlichen Ergebnisse gemessen werden. Und wie immer im 
Leben gibt es dafür zwei Möglichkeiten.
Man kann als das überstrahlende Resultat die Tatsache würdigen, dass 
die Sorge um das weitere Wohlergehen der Menschheit von den 
mächtigsten Politikern der Erde gemeinsam getragen wird. Das gab es 
noch nie, erst recht nicht bei den vergangenen Weltwirtschaftskrisen 
mit ihren verheerenden Folgen.
Zum ersten Mal in der Gipfel-Geschichte gehörte mit Barack Obama ein 
US-Präsident zu den Teilnehmern, den die Stärke und Größe seines 
Landes nicht automatisch zum dominanten Besserwisser machte. Den 
Herrn im Weißen Haus beim Gruppenfoto in die zweite Reihe zu stellen,
wäre selbst bei dem lockeren Bill Clinton ein größerer 
protokollarischer Fauxpas gewesen, als es das liebenswürdige 
Tätscheln der Queen durch Michelle Obama war.
Das ist die gute Seite der Medaille. Die andere dominiert 
Unzufriedenheit. Den wohlklingenden schriftlichen Versprechungen 
stehen handfeste Gründe für Enttäuschung entgegen. Die Versuche, die 
Krise zu beenden und ihre Folgen abzumildern, basieren auf Pump. Die 
USA stopfen als Vorreiter Unsummen von frisch gedruckten Dollars in 
den Markt, in ihre Banken und in den Internationalen Währungsfond. 
Solidität und strenge Regeln gegen Gier, Spekulation und Manipulation
sehen anders aus.
Die bisherige Erfahrung mit Milliarden-Konjunkturpaketen hat gezeigt,
dass die Banken das Geld einstecken, statt an die Wirtschaft Kredite 
zu vergeben. Schlimmer noch: In den USA werden aus der Staatshilfe 
immer noch eher Boni und Abfindungen für eigene Banker finanziert als
damit der Krise wirkungsvoll gegenzusteuern. Und wie will man später 
bei der Rückkehr zur Seriosität das Geld wieder einsammeln, ohne die 
Steuern hochzuschrauben?
Und die NATO? Washington möchte daraus eine mobile militärische 
Eingreiftruppe machen, die weltweit auch präventiv eingesetzt werden 
soll. Aus guten Gründen gibt es bislang nur ein Gremium, das Militärs
dazu ermächtigen kann, die UNO. Dabei sollte es auch in Zukunft 
bleiben. Obama mag die besten Absichten haben, aber auch ihm bleiben 
maximal nur acht Jahre. Wer kommt nach ihm? George W. Bush hat noch 
einen jüngeren Bruder.

Pressekontakt:

Neue Westfälische
Jörg Rinne
Telefon: 0521 555 276
joerg.rinne@neue-westfaelische.de

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