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Neue Westfälische: KOMMENTAR Der Papst im Nahen Osten Kaum Spielraum CARSTEN HEIL

Bielefeld (ots)

Der Nahe Osten ist für jeden offiziellen
Besucher ein Risiko. Zu dicht gespannt sind die diplomatischen 
Fallstricke. Besonders heikel wird eine Visite in Israel jedoch für 
einen deutschen Besucher. Papst Benedikt XVI. reist zwar als 
Oberhaupt der Katholischen Kirche nach Jerusalem, jedoch werden seine
Taten und Worte immer vor dem Hintergrund seiner Herkunft bewertet. 
Und Deutsche sind und bleiben die Täter des Holocausts.
</DC>Außerdem ist Benedikt der Vertreter jener Kirche, die den Juden 
über Jahrhunderte Leid und Elend gebracht hat. Deshalb wird er von 
der Weltöffentlichkeit noch genauer beobachtet als jeder andere 
Besucher Israels. Umso wichtiger ist es, dass sich der Papst auf 
diese schwierige Reise begeben hat. Zumal in der Region auch noch 
eine christliche Minderheit existiert, die unter großem Druck lebt 
und sich Ermutigung von ihm erhofft. Alle erwarten schier 
Übermenschliches vom Nachfolger Petri. Und das angesichts der 
Hypothek, die Benedikt jüngst persönlich auf sein Verhältnis zu Juden
und Muslimen aufgenommen hat. Die Juden hat er gegen sich 
aufgebracht, indem er den Holocaust-Leugner Williamson in die Kirche 
zurückgeholt hat, und indem er das alte Karfreitagsgebet wiederbelebt
hat, das für die Bekehrung der Juden bittet. Die Muslime erzürnte, 
dass er ihnen religiös motivierte Gewalt vorwarf.
Dennoch hat Benedikt XVI. bisher auf der Reise keinen Fehler gemacht.
Allerdings ist auch nicht zu erwarten, dass er einen der vielen 
schwierigen Prozesse in der Region entscheidend voranbringt. Denn die
notwendige Rücksichtnahme auf alle Seiten führt dazu, dass klare 
Worte ausbleiben. Benedikt zieht sich auf das Selbstverständliche 
zurück: Er verurteilt die Vernichtung der europäischen Juden, er 
bedauert das Verhalten der Kirche in der Vergangenheit, er ruft zu 
Toleranz und gleiches Recht für alle auf. Was bleibt ihm auch anderes
übrig?

Pressekontakt:

Neue Westfälische
Jörg Rinne
Telefon: 0521 555 276
joerg.rinne@neue-westfaelische.de

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