Neue Westfälische: KOMMENTAR Brustkrebsbehandlung Alles aus einer Hand PETER STUCKHARD
Bielefeld (ots)
Banal ist, dass jeder arbeitende Mensch Fehler macht. Ganz und gar nicht banal ist es aber, wenn ein Chirurg bei der Behandlung von Krebs einen Fehler macht und das nicht einräumen mag. Da kann der Wunsch mitspielen, der noch jungen Patientin die Brust zu erhalten, da kann aber auch falscher Ehrgeiz eine Rolle spielen. Hat der Chirurg die Position des Chefarztes an einem deutschen Krankenhaus, kann das jedenfalls für Patienten mit dem vorzeitigen Tod enden. Mit der Einrichtung von Brustzentren ist das anders geworden. Jeder Fall von Brustkrebs, der dort behandelt wird, wird dokumentiert, der Mensch als Fehlerquelle berücksichtigt. So auch im vorliegenden Fall. Das System der Qualitätskontrolle hat funktioniert. Das hätte aber nichts genutzt, hätte nicht ein Oberarzt im Interesse einer wehrlosen Patientin gegen seinen Chef rebelliert. Gegen einen Chef, der sich mit seinen Qualifikationen gerne in der Zeitung präsentierte, gegen einen Chef, der im Laufe von fünf Jahren sieben Oberärzte und mehr als 30 Assistenten verschlissen hat. Gegen einen Chef, den das Votum seiner Fachkollegen offenbar unbeeindruckt ließ. Und es hätte womöglich nichts genutzt, hätte sich nicht die Klinikleitung auf die Seite der Patientin gestellt. Das Lukas-Krankenhaus muss in der Gynäkologie mit neuem Personal einen Neuanfang suchen. Es hat dabei das Vertrauen der Patientinnen verdient, weil die Klinikleitung, soweit es in ihrer Macht stand, Fehler eingeräumt und abgestellt hat. Grundsätzlich wirft der Fall trotzdem ein Schlaglicht auf die Tatsache, dass kooperierende Brustzentren nicht optimal sind. Alle Zweige der Brustkrebsbehandlung, von der Gewebeprobe über die Chirurgie, Chemotherapie und Strahlentherapie bis zur Behandlung der Seele, sollten aus einer Hand sein. Dafür lohnen sich alleweil auch längere Wege.
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