Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Das Auswärtige Amt und seine NS-Vergangenheit Höchste Zeit STEFAN BRAMS
Bielefeld (ots)
Dieses Buch war überfällig. Ex-Außenminister Joschka Fischer ist dafür zu danken, dass er es auf den Weg gebracht hat - gegen heftigen Widerstand aus dem Auswärtigen Amt selbst. Dass der so vehement ausfiel, wundert angesichts der Forschungsergebnisse der Historikerkommission nicht. Die Diplomaten haben es nun schwarz auf weiß: Das Auswärtige Amt war, entgegen einer gern geübten Selbststilisierung als etwas Besonderes, Teil des nationalsozialistischen Herrschaftsapparats. Das alleine überrascht zwar noch nicht, aber das Ausmaß und die systematische und höchst eilfertige Verstrickung des "Amts" in die Judenvernichtung schon. Und das Buch erzählt noch eine andere Geschichte - die des Auswärtigen Amtes nach 1945. Die Historiker sezieren eine Maschinerie, die nach Kriegsende weitermacht, als sei nichts geschehen. Diplomaten, die tief in NS-Verbrechen verstrickt waren, blieben im Dienst. Ja das Amt betätigte sich gar als staatliche Hilfsstelle für Kriegsverbrecher. Dank dieser Studie ist den Leugnern und Geschichtsklitterern innerhalb und außerhalb des Amtes nun ein für alle Mal der Boden entzogen worden. Ministerien und Institutionen, die sich ihrer NS-Vergangenheit noch nicht gestellt haben, sollten sich diese Studie zum Vorbild nehmen.
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