Neue Westfälische (Bielefeld): Hygiene in den Krankenhäusern Resistenzen in den Köpfen PETER STUCKHARD
Bielefeld (ots)
Die im Bauchraum vergessene Operationschere, der Klassiker der Behandlungsfehler im Krankenhaus, ist zwar spektakulär. Dieser Patzer ist dennoch nur ein Nebenkriegsschauplatz im Kampf um das Patientenwohl. Es sind die Krankenhausinfektionen, die den Großteil der Komplikationen verursachen, die dem Kranken widerfahren können. Ist der alte und geschwächte Vater einer Lungenentzündung oder einem allgemeinen Organversagen erlegen? Diese Diagnose nehmen die Angehörigen meist hin, das ist halt schicksalhaft. Aber ist es das wirklich? Was ist, wenn der alte und geschwächte Patient sich die Krankheit erst in der Klinik eingefangen hat? Oder der gar nicht so alte und mit einem völlig intakten Immunsystem ausgestattete Läufer bis zur Amputation an einer Infektion seines neuen künstlichen Kniegelenks laboriert? Diese Komplikationen sind es, die die Ergebnisqualität der medizinischen und pflegerischen Versorgung in den Kliniken ausmachen. Das hat auch die Politik erkannt und eine Gesetzesnovelle verabschiedet. Die bekämpft allerdings keinen einzigen resistenten Keim. Dazu müssen zunächst Resistenzen in den Köpfen abgebaut werden. Das fängt im Hühnerstall an: Die Mäster müssen die Finger von den Antibiotika lassen, die wir per Putenbrust oder Schweineschnitzel einnehmen. Auch die Kliniken müssen umdenken: Deren Resistenz gegen Offenheit im Umgang mit der Hygiene muss ein Ende haben.
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