Neue Westfälische (Bielefeld): Romneys Steuererklärung Inszenierte Offenheit DIRK HAUTKAPP, WASHINGTON
Bielefeld (ots)
Der Mann, der Barack Obama als Präsident Amerikas ablösen will, war in seiner Karriere schon für so ziemlich alles. Und dann auch wieder, wenn der politische Opportunismus es verlangte, dagegen. Der verdruckste Umgang mit seiner privaten Steuerschuld ist darum nur konsequent. Erst wollte er partout nicht wie in wichtigen Wahlkämpfen in Amerika üblich für die vergangenen zehn Jahre blank ziehen, jetzt tut seine von Versagensängsten verfolgte Kampagne es doch. Die unverschämt günstige Steuerbilanz des Multimillionärs bietet reichlich Munition für Obamas Versuch, Amerika von der Notwendigkeit eines neuen Gesellschaftsvertrages für mehr soziale Gerechtigkeit zu überzeugen. Dass Romney bei der Abzugsfähigkeit seiner karitativen Ausgaben (an seine Kirche der Mormonen zum Beispiel legal tricksen kann, um die Steuerquote nicht unter die obszön niedrige 10-Prozent-Grenze fallen zu lassen, beweist die ganze Absurdität des US-Steuersystems. Mittelschichtler, die leicht 20 bis 25 Prozent Steuern zahlen und sich trotzdem nach der Decke strecken müssen, können das nicht lustig finden. Sie sind es, die die Wahl entscheiden.
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