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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Strompreis Ökoenergie ist Bürgerenergie HANNES KOCH, BERLIN

Bielefeld (ots)

Arbeitsplätze, Wirtschaftsaufschwung - augenblicklich sind die Deutschen ganz zufrieden. Dennoch gibt es Gründe, sich aufzuregen - für viele Bürger gehört die Energiewende sicher dazu. Kein Wunder: Schließlich ist der Strompreis während der vergangenen 13 Jahre auf etwa das Doppelte gestiegen. Und im nächsten Januar kommen wieder ein paar Cent hinzu - unter anderem, weil die Ökoumlage angehoben wird. Was bringt die Energiewende den Bürgern also - vor allem steigende Kosten? Nein, auch Vorteile. Beispielsweise haben die Verbraucher heute Wahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Produkten, die es früher nicht gab. Man muss zur Kenntnis nehmen: Millionen Leute in Deutschland wollen Solarstrom beziehen. Es handelt sich um ein neues Konsumbedürfnis. Außerdem machen sehr viele Leute Geld mit Ökostrom - nicht nur böse Unternehmen, sondern normale Menschen. Ihnen gehören Anteile von Wind- oder Solarkraftwerken. Ökoenergie ist Bürgerenergie. Und nicht zuletzt stellt die Energiewende eine gigantische Investition in die Zukunft dar, von der unsere Kinder profitieren werden. Trotzdem bleibt richtig: Der Strompreis steigt schneller als die Inflation. Das hat mehrere Ursachen. Die Regierungen haben Energie mit zusätzlichen Steuern belastet. Außerdem deutet einiges darauf hin, dass die Stromversorger ihre Gewinnmarge erhöhen - sinkende Börsenpreise für Elektrizität geben sie nicht an die Verbraucher weiter, sondern stecken sie lieber in die eigene Tasche. Aber auch Öko kostet ständig mehr Geld. Wer Interesse daran hat, dass die Energiewende nicht die Unterstützung verliert, muss eine Lösung finden. Wie könnte die aussehen? Es gilt eine Mischung aus Maßnahmen zu entwickeln, um den Preisanstieg deutlich zu verringern. CDU-Umweltminister Altmaier will die Fördersätze für regenerative Kraftwerke kürzen, die SPD plädiert für eine geringere Stromsteuer, und die Grünen setzen vor allem bei den kostentreibenden Ausnahmen an, die viele Unternehmen genießen. Notwendig sind wohl auch ein paar tiefere Einschnitte. So sollte man darüber nachdenken, wie sich der teure Ausbau der Windenergie auf dem Meer verschieben lässt, bis die Technik erprobter und billiger ist. Keinesfalls darf es aber darum gehen, das eigentlich sehr erfolgreiche Fördersystem, mit dem der Anteil des Ökostroms auf mittlerweile 30 Prozent gestiegen ist, komplett über den Haufen zu werfen. Die Monopolkommission der Bundesregierung regte jetzt an, die bisherige Einspeisevergütung für Ökostrom durch ein Quoten- und Zertifikatesystem zu ersetzen. Niemand weiß, ob das besser funktioniert. DIW-Experten befürchten, dass die Preise für die Verbraucher dann noch stärker steigen. Die bessere Idee ist es wahrscheinlich, das existierende Verfahren den neuen Notwendigkeiten anzupassen. Und die Chancen, dass die Politik nach der Bundestagswahl diese Variante wählt, sind nicht schlecht. Denn die Volksvertreter wissen, dass viele Bürger, trotz aller Verbraucherkritik, vom jetzigen System profitieren und an ihm festhalten wollen.

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