Neue Westfälische (Bielefeld): Fernsehduell zur NRW-Wahl Respektvoll, aber hart Thomas Seim
Bielefeld (ots)
Das war er also, der Schlagabtausch zwischen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und ihrem Herausforderer Armin Laschet. Er war intensiv, heftig und kontrovers - wie es sich für politischen Streit gehört. Er war - vielleicht mit Ausnahme der Debatte um die Innere Sicherheit - von Respekt geprägt. Der Herausforderer versuchte mit dem Frontalangriff auf Innenminister Ralf Jäger zu punkten. Das gelang zum Auftakt teilweise, insbesondere durch eine sehr starke Vereinfachung. Eine Opposition darf den Minister angreifen, ohne erklären zu müssen, dass zusätzliche Stellen für Polizisten in NRW aktuell auch deshalb nötig sind, weil die Vorgängerregierung dort gekürzt hat. Laschet verließ aber recht schnell das Thema der Wohnungseinbrüche zugunsten des Themas Amri, des Attentäters von Berlin. Es wirkte geplant, aber man zweifelt, ob die Amri-Skandalisierung näher an den Wähler-Interessen liegt. Zur aktuellen Debatte der Leitkultur, die Bundesinnenminister de Maizière lostritt, bemühte sich der Herausforderer um eine Relativierung. Das war sicher klug, aber zu gewinnen war dieses Thema für ihn nicht. Gerade der ehemalige Integrationsminister Laschet hätte sich hier besser an die Seite des ehemaligen Generalsekretärs seiner Partei, Ruprecht Polenz aus Münster, gestellt, der die Debatte für überflüssig und gefährlich hält. Auf dem Feld der Sozialpolitik punktete Kraft. Der Herausforderer geriet in die Defensive, als er dort seine eigene Zeit als Integrationsminister unter Jürgen Rüttgers verteidigen musste. Kraft griff ihn auch auf den Feldern Kinderbetreuung und Arbeits- markt an. Laschet tat sich schwer zu parieren. Ähnlich ging es dem Herausforderer in Sachen G8/G9-Abitur. Dort zog sich Laschet auf die Mehrheitsmeinung während der 2000er Jahre als Rechtfertigung des von allen Seiten kritisierten Gesetzes der Rüttgers-Regierung zurück. Kraft plädierte für Korrekturen, war konkreter als Laschet - eine perfekte Lösung aber konnte keiner präsentieren. Es war ein offener Schlagabtausch. Er war respektvoll, aber auch hart. Kraft war stärker in den Fakten und Analysen. Laschet zeigte sich ruhig und angriffslustig zugleich. Ein Herausforderer muss ein solches Duell gewinnen, um wirkungsvoll zu punkten. Armin Laschet aber schaffte gegen Hannelore Kraft allenfalls ein Unentschieden.
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