Lieblingskinder - Fachleute warnen vor zu deutlicher Bevorzugung
Allen Kindern müsse Recht zugestanden werden, ihren Standpunkt zu äußern
Hamburg (ots)
Vor einer zu deutlichen Bevorzugung von Lieblingskindern gegenüber den anderen Geschwistern haben Fachleute gewarnt. "Kinder haben ein Recht darauf, dass ihre Eltern sich zumindest bemühen, sie fair zu behandeln", sagt der Münchner Psychologe Hartmut Kasten der Zeitschrift FÜR SIE. Die Therapeutin und Diplompsychologin Angelika Faas fügt hinzu: "Ein möglicher Weg dahin heißt: Jedes Kind wird gehört und gesehen. Bei einem Streit müsse beispielsweise jedem Kind das Recht zugestanden werden, seinen Standpunkt zu äußern. Jedem Kind müsse in Ruhe zugehört werden. So fühle sich keiner benachteiligt, die Harmonie der Familie bleibe erhalten. "Jedes Kind ist einzigartig und auf seine Weise liebenswert", erklärt die Psychologin. Aufgabe der Eltern sei es, das Liebenswerte an dem Kind zu erkennen, seine positiven Eigenschaften zu betonen. Das könne zum Beispiel bedeuten, Gelegenheiten zu suchen, bei denen man sich dem Kind besonders nah und vertraut fühlt oder wo es sich von seiner besten Seite zeigen könne.
Wenn Eltern bemerkten, dass ihnen eines ihrer Kinder gefühlsmäßig besonders nahe steht, plage sie nicht selten ein schlechtes Gewissen. Sie meinen, sie müssten alle ihre Kinder im selben Maße lieben", sagt Faas. Das könne aber kein Mensch leisten. Zumal Kinder wüssten, dass es Unterschiede gibt. Sie selbst hätten ein ausgeprägtes Konkurrenzdenken, würden sich ständig an ihren Geschwistern messen mit dem Ziel, die volle Aufmerksamkeit der Eltern auf sich zu ziehen. Das beginne im Kleinkindalter und höre ein Leben lang nicht auf. "Viele Eltern versuchen darum, ihre wahren Empfindungen zu verheimlichen. Doch wenn das Verhalten und die Gefühle nicht zusammen passen, wird die Atmosphäre im Haus verkrampft", warnt Faas. Im schlimmsten Fall drehten Eltern den Spieß um und schenkten dem "benachteiligten" Kind wegen ihres schlechten Gewissens mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung als dem Lieblingskind. Doch Kindern könne man so leicht nichts vorspielen. Sie hätten feine Antennen für alle Schwingungen innerhalb der Familie. Es sei gefährlich Kindern etwas vorzuspielen. "Wenn man Kindern immer wieder sagt, es stimme nicht, was sie spüren und sehen, werden sie irgendwann ihrer natürlichen Intuition nicht mehr trauen. sie sind verunsichert, treffen später im Leben häufiger Fehlentscheidungen", mahnt Faas.
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