Prinzenrolle
Kommentar von Sascha Kircher zur Hohenzollern-Einigung
Mainz (ots)
"Pardon wird nicht gegeben, Gefangene werden nicht gemacht!" Das so berühmte wie martialische Zitat stammt aus der legendären "Hunnenrede" des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. anno 1900. Georg Friedrich Prinz von Preußen, Ururenkel des ollen Schnauzbartträgers, schlägt dieser Tage deutlich moderatere Töne an. Mit dem Verzicht des obersten Hohenzollern auf die beiden Entschädigungsklagen deutet sich eine Einigung an - aber die Kuh ist noch nicht vom Eis. Statt eines Rechtsstreites müssen sich der Staat und die einstige preußische Herrscherfamilie wieder an den Verhandlungstisch setzen, von dem Kulturstaatsministerin Claudia Roth vergangenes Jahr entnervt geflohen war. Worum geht es bei dem ganzen Hickhack eigentlich? Grob gesagt um eine Entschädigung für Gebäude und Kunstgegenstände, die sich die russischen Besatzer seit 1945 unter den Nagel gerissen hatten. Nach der Wiedervereinigung entdeckten die Hohenzollern dann ihr Herz für den Rechtsstaat, mussten aber zunächst eine peinliche öffentliche Diskussion über sich ergehen lassen: Es ging um die Rolle des Kronprinzen Wilhelm, des ins niederländische Exil geflohenen und später dort gestorbenen Kaisers, der Filius galt als Unterstützer Hitlers und soll dem Nazi-Regime "Vorschub" geleistet haben. Der Kulturkampf ums Erbe der Hohenzollern geriet so, mal wieder, zum Historikerstreit um die Deutungshoheit über die jüngere deutsche Geschichte. Mit teils unschönen Begleiterscheinungen: Familienoberhaupt Georg Friedrich klagte, ganz im Geiste seines Ururopas, gegen zahlreiche kritische Historiker und Journalisten. Zumindest dieser juristische Feldzug dürfte nun beendet sein.
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