Dutzende Bohrschlammgruben auch in Schleswig-Holstein
Hamburg (ots)
Auch in Schleswig-Holstein wurde in der Vergangenheit Bohrschlamm aus der Erdölförderung verklappt. Das geht aus einer bislang unveröffentlichten Antwort der Landesregierung auf eine kleine Anfrage der Piraten-Fraktion hervor, die NDR Info vorliegt. Laut der schleswig-holsteinischen Landesregierung könnten sich an insgesamt etwa 100 Orten Altlasten aus der Erdölförderung befinden. Bohrschlamm gilt heute in der Regel als Sondermüll und muss in speziellen Deponien entsorgt werden. Die jetzt bekannt gewordenen Lagerstätten sind quer über Schleswig-Holstein verteilt und befinden sich unter anderem in Naherholungsgebieten sowie in Wasserschutzgebieten, darunter Preetz, Glinde und Schwentinental. Trinkwassereinzugsgebiete sind auch betroffen. Das Umweltministerium nennt hierzu auf Nachfrage von NDR Info die Gemeinden Sterup, Schwedeneck, Boksee, Wacken, Lankau, Schwarzenbek, Escheburg und Grube. Dass eine Gefährdung für das Trinkwasser besteht, kann das Ministerium derzeit nicht ausschließen. In einer Stellungnahme heißt es, dass man derzeit prüfe, ob von den Gruben eine akute Gesundheitsgefahr ausgehe. Die in den Wasserschutzgebieten bekannt gewordenen Fälle seien bereits untersucht und als unbedenklich eingestuft worden. Die Schlammgruben in den genannten Trinkwassereinzugsgebieten würden frühestens im Spätsommer geprüft. Der Piratenabgeordnete Patrick Breyer fordert die Landesregierung auf, die Entsorgung des Bohrschlammes in allen Trinkwassereinzugsgebieten zur Priorität zu machen. Außerdem wirft er der Landesregierung mangelnde Transparenz vor. Die ältesten bekannten Lagerstätten in Schleswig-Holstein stammen aus den 1930er Jahren. Offenbar sind sich mehrere Gemeinden über deren Existenz nicht im Klaren. So erklärte der Bürgermeister von Glinde, Rainhard Zug, im Gespräch mit NDR Info, er wünsche sich mehr Informationen vom Land und den zuständigen Behörden sowie weitreichende Untersuchungen. Auch in Niedersachsen existieren mehr als 500 Bohrschlammgruben. Dort hatten Tests ergeben, dass zahlreiche von ihnen gesundheitsgefährdende Stoffe wie Quecksilber, Arsen und Radium 226 enthalten. Mittlerweile hat Niedersachsen damit begonnen, die Altlasten zu bergen und aufwendig zu entsorgen.
8.Juni 2016/LL
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