Sonnleitner übt harsche Kritik an Preisstrategie für Butter - Lebensmittelhandel missbraucht seine Marktmacht
Berlin (ots)
Heftigste Kritik an den von einigen Discountern aktuell vorgenommenen Preissenkungen für Butter hat der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, geübt. Die Butterpreise würden vom Lebensmitteleinzelhandel immer wieder als Lockvogelangebote missbraucht. Angeführt von Aldi und Lidl hätten mehrere Discounter in der vergangenen Woche die Preise für Butter wieder auf 79 Cent pro 250-Gramm-Packung gesenkt. "Die Discounter hatten brachiale Machtmarkt eingesetzt", erklärte Sonnleitner. Bis Ende vergangenen Jahres war der Butterpreis an der Ladentheke auf 1,19 Euro gestiegen. Mit dem aktuellen Absturz des Butterpreises wird das niedrige Preisniveau vor den Preiserhöhungen 2007 wieder erreicht.
"Was bei den Butterpreisen abläuft, bedeutet eine Provokation der deutschen Milchbauern", betonte Sonnleitner. Die Molkereien hätten noch keine ausreichende Gegenmacht, sich gegen eine solche Preisstrategie des Lebensmitteleinzelhandels zu behaupten. Die Milchbauern würden deshalb den Molkereien bei ihren anstehenden Preisverhandlungen mit dem Handel demonstrativ den Rücken stärken. Notwendig sei die Rückkehr zu höheren Butterpreisen bei Ablauf der jetzt geschlossenen Verträge in zwei Monaten, forderte Sonnleitner. Die Milchbauern seien auf das höhere Milchgeld "existenziell angewiesen", auch weil seit Ende 2006 die Produktionskosten vor allem bei Futtermitteln im Durchschnitt um 6 Cent je Kilogramm Milch gestiegen seien. Diese Kostensteigerungen müssten an Molkereien und Handel in der Kette weitergegeben werden.
Sonnleitner schloss nicht aus, dass es andernfalls zu demonstrativen Aktionen vor den Logistikzentralen des Lebensmitteleinzelhandels kommen könne. Der Lebensmitteleinzelhandel dürfe eine temporäre und saisonal übliche Marktsituation nicht ausnutzen und längerfristige Verträge zum Nachteil der deutschen Milcherzeuger abschließen. Ab Mai/Juni 2008 werde sich die gegenwärtige Schwäche des Milchmarktes wieder legen, spätestens dann würden wieder höhere Preise möglich sein. Weltweit sei die Nachfrage vorhanden und die Aussichten auch auf dem europäischen Markt für Milch und Milchprodukte ausgesprochen gut.
Kritik übte der Bauernpräsident auch an der Darstellung des Statistischen Bundesamtes und entsprechenden Schlagzeilen der Medien über steigende Lebensmittelpreise. Zu den Januarpreisen sei ein fast 8-prozentiger Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat kommuniziert worden. Die Realität bei den Butterpreisen zeige aber, dass die Preise einzelner Lebensmittel sich schneller nach oben und unten veränderten. Deshalb hätte das Bundesamt realitätsnäher einen Vergleich zum Vormonat vornehmen sollen. Die Preise für Milch- und Molkereiprodukte seien im Januar gegenüber Dezember um 1,6 Prozent gestiegen, bei Fleisch und Fleischwaren sogar nur um 0,3 Prozent. Diese beiden großen Lebensmittelbereiche hätten sich somit jüngst wieder unter der allgemeinen Inflationsrate entwickelt und wirkten wieder als Inflationsbremse. Dies müsse in der Öffentlichkeit auch so dargestellt und gesagt werden, erklärte Sonnleitner.
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