"Das eigentliche Problem wird vernebelt" - MdB Röring zur Entwicklungshilfepolitik in der Deutschen Bauern Korrespondenz
Berlin (ots)
(DBV) "Durch eine völlig verfehlte Landwirtschafts- und Entwicklungshilfepolitik in Ländern wie Kenia, Uganda und Äthiopien herrscht dort noch immer Elend und Not". Das sagte Johannes Röring, CDU-Bundestagsabgeordneter und Landwirt im Kreis Borken in Nordrhein-Westfalen im Aktuellen Interview in der Dezemberausgabe der Deutschen Bauern Korrespondenz (dbk). "Gerade die falsche Hilfe aus Deutschland und den anderen Industrieländern trägt daran eine Mitschuld", so Röring weiter. Ein zentraler Grund für die Fehlentwicklung sei die "völlig falsche Philosophie von vielen Entwicklungshilfeorganisationen", die die kleinbäuerliche Struktur verherrlichten und den technischen Fortschritt für Entwicklungsländer ablehnen. Röring wörtlich: "Das ist eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit." Diese Einstellung, die eine afrikanische Dorfidylle predige, sei mit verantwortlich für Hunger und Elend. Viel mehr müsse man, so die Mahnung Rörings, die Bauern ernst nehmen und ihnen mehr zutrauen.
Den Vorwurf, dass es gerade die westlichen Exportnationen seien, die die wirtschaftliche Entwicklung des Südens durch Abschottung ihrer Märkte und Subventionierungen der eigenen Güter erschwerten, bezeichnete der CDU-Bundestagsabgeordnete als Phantomdebatte, die das eigentliche Problem verneble. Auch er sei gegen die Exportbeihilfen der Europäischen Union: "Sie gehören abgeschafft und sind dies schon weitgehend." Röring weiter: "Wir exportieren wenig Getreide oder Milch in afrikanische Staaten, die zu den am wenigsten entwickelten, den sogenannten Least Developed Countries, gehören." Vielmehr sei Deutschland ein Hochpreisland und exportiere in Hochpreisländer wie zum Beispiel Japan. Er betonte weiter, dass Afrika dagegen ohne Zölle und Erschwernisse frei nach Europa liefern könne. Allerdings fehlten dazu bisher die Überschüsse und die logistischen Möglichkeiten. So sei es ein "furchtbarer Zynismus", dass Hilfsorganisationen eine Industrialisierung der Landwirtschaft nach europäischem Vorbild für Afrika ablehnten. Der Anbau neuer Arten oder der Einsatz von Mineraldünger werde abgelehnt, was zum Ergebnis habe, dass viele Menschen hungern. Röring wörtlich: "Lassen wir doch die Afrikaner selbst entscheiden, was sie wollen, und sie dann unterstützen."
Auch die geografischen und klimatischen Voraussetzungen in Äthiopien, Kenia und Uganda und weiteren Ländern seien ideal. Wichtig, so Röring, sei aber auch eine gewisse politische und rechtliche Stabilität, die sogenannte Good Governance. Am Beispiel Äthiopiens verdeutlichte Röring, dass nur 13 Millionen Hektar der insgesamt 50 Millionen Hektar landwirtschaftlich genutzt würden. "Diese riesigen fruchtbaren Brachflächen haben mich erschreckt." Beispielsweise könnte nach Ansicht Rörings Äthiopien mit einer modernen Landwirtschaft nicht nur sich selbst versorgen, sondern zusätzlich das benachbarte Ägypten. Ägypten verfüge über wenig fruchtbare Flächen und kaufe daher 9,3 Millionen Tonnen Getreide und 5 Millionen Tonnen Mais für mehr als 2 Milliarden Dollar auf dem Weltmarkt ein. Dieses Geld könnte Äthiopien verdienen. Ziel müsse es sein, den Bauern zu helfen um Unternehmer zu werden, statt kleinbäuerliche Strukturen zu favorisieren. Nach Einschätzungen Rörings brauchen die Entwicklungsländer dafür eine bessere Ausbildung, Unterstützung bei der Gründung von Bauernverbänden, Hilfe beim Bau von Lagerstätten, um schließlich von der Subsistenzwirtschaft wegzukommen und mit Agrargütern oder Nahrungsmitteln Handel zu treiben.
Die Deutsche Bauern Korrespondenz dbk ist das Monatsmagazin des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Die dbk analysiert aktuelle und überregionale agrarpolitische Themen für die ehren- und hauptamtlichen Mandatsträger des DBV. Die Zeitschrift erscheint monatlich und kann gegen eine Jahresgebühr von 35,10 Euro, inklusive sieben Prozent Mehrwertsteuer, bei m.steinmetzer@bauernverband.net, Fax. 030-31904-431 abonniert werden.
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