Globale Getriebe-Nachfrage differenziert sich an Kunden- und Marktanforderungen TED-Umfrage auf dem 9. Int. CTI Symposium "Innovative Fahrzeug-Getriebe, Hybrid- und Elektro-Antriebe"
Berlin/Düsseldorf (ots)
Die positive Stimmung in der Automobil-Industrie spiegelte sich auch in der Resonanz auf das diesjährige 9. Internationale CTI Symposium "Innovative Fahrzeug-Getriebe, Hybrid- und Elektro-Antriebe" (30. November und 1. Dezember 2010) wider. Gut 900 Getriebe-Experten diskutierten zwei Tage über die Herausforderungen moderner Antriebstechnologien angesichts unterschiedlicher Kundenanforderungen in den globalen Märkten und den CO2-Reduktionszielen. In der begleitenden Fachausstellung "Transmission Expo" präsentierten etwa 80 Unternehmen ihre aktuellen Produkte rund um Getriebesysteme und den Antriebsstrang. http://www.getriebe-symposium.de
Trotz des aktuellen Hypes um das Elektroauto waren die meisten Teilnehmer weiterhin von der Bedeutung konventioneller Antriebe überzeugt. Über die Hälfte des per TED-Umfrage befragten Plenums ging davon aus, dass in den nächsten zwanzig Jahren in über 75 Prozent aller Antriebe ein Verbrennungsmotor vorhanden sein wird. Dr. Manfred Klüting (BMW AG) stellte angesichts dieses Ergebnisses fest, dass die Elektrifizierung zwar immer wichtiger würde und besonders ein Thema für die Mega-Cities werde, aber in den nächsten zwanzig Jahren werde das konventionelle Getriebe weiter dominieren. Dr. Tim Leverton (Tata Motors Ltd.) erinnerte daran, dass in Schwellenländern wie Indien die Stromversorgung in der Fläche noch nicht gewährleistet sei und Elektromobilität nur in den Mega-Cities möglich sei. Auch die Kostenseite spreche weiter für konventionelle Antriebe. Besonders für die Schwellenländer seien Dieselmotoren auf absehbare Zeit die effizientesten Anwendungen, so Leverton. Für den japanischen Markt werden Otto- und Dieselmotoren ebenfalls weiter die dominanten Antriebe sein, stellte Kazutoshi Noma (Jatco Ltd.) fest. Sebastian Feldmann (PRTM Management Consulting) ergänzte, dass die Kosten für Elektromotoren erst 2017 darstellbar und erst dann mit denen von Verbrennungsmotoren vergleichbar seien.
Die Zukunft manueller Getriebe
Auf die Frage, wie hoch der Anteil an manuellen Getrieben in zwanzig Jahren sein, werde, zeigte sich ein wenig einheitliches Bild im Plenum des Getriebe-Symposiums. Während 38 Prozent der Befragten den Anteil auf 35 bis 50 Prozent einschätzten, prognostizierten 24 Prozent einem Anteil manueller Getriebe zwischen 20 und 35 Prozent. Mit einem Anteil zwischen 50 und 70 Prozent manueller Getriebe in zwanzig Jahren rechneten weitere 26,5 Prozent der Teilnehmer.
Die weitere Bedeutung manueller Getriebe werde nach Einschätzung von Ulrich Plewnia (GiF Research Center China Co. Ltd.) und Leverton vor allem durch die Schwellenländer getragen. Hier spielten die Kosten eine entscheidende Rolle. Wegen der Effizienzvorteile bei Automatikgetrieben würde die Entwicklung insgesamt aber in diese Richtung laufen. In den Schwellenländern werde die Hybridisierung in der zweiten Entwicklungsphase eine große Rolle einnehmen, so Leverton. Da die Hybridisierung einem Handschalter widerspreche, werde die Bedeutung von Automatik-Getrieben zunehmen, bemerkte hingegen Klüting. Da sich der Antriebsbedarf in den unterschiedlichen Märkten in den nächsten Jahren weiter differenzieren werde, werde es in Zukunft viele unterschiedliche Antriebe geben, merkte Feldmann zu dem TED-Ergebnis an. Der Trend zu kleineren Fahrzeugen sei hier ebenso zu berücksichtigen, wie Kostenfaktoren und die jeweilige Infrastruktur in den einzelnen Ländern sowie der Entwicklungsstand, stellte Klüting weiter fest.
Konventionelle Getriebe werden weiter Umsatz generieren
Die weitere Bedeutung konventioneller Antriebe zeigte sich auch in den Antworten der Teilnehmer auf die Frage, wie viel Prozent des Umsatzes in Zukunft noch mit heutigen Getrieben generiert werden können. Rund ein Drittel schätzte den Umsatz mit heutigen Techniken auf 50 bis 70 Prozent ein. Über 25 Prozent rechneten sogar mit einem Umsatzanteil heutiger Getriebetechniken von 75 bis 100 Prozent. Klüting merkte dazu an, dass bei den Umsatzentwicklungen zwischen Europa und USA auf der einen Seite und den neuen Märkten auf der anderen Seite unterschieden werden müsste. Auf den europäischen und amerikanischen Märkten zögen Verbrauchs- und CO2-Reduktionen einen Trend zum mehrgängigen Automatik-Getriebe nach sich. In China dagegen sei die Nachfrage nach einfachen Getrieben groß. Wenn China allerdings auch politisch die Elektromobilität voranbringe, könne China hier ein Treiber sein und die Getriebe-Nachfrage weltweit verändern.
Getriebehersteller reagieren auf die Elektrifizierung
Wie sehr Getriebehersteller bereits auf den Trend zur Elektrifizierung reagieren, zeigte sich daran, dass fast 80 Prozent der Teilnehmer angaben, sich mit dem Thema zu beschäftigen. 56,4 Prozent haben mit der Entwicklung von e-drive-Produkten begonnen. 21,5 Prozent werden in Zukunft ihre Konzentration von mechanischen Komponenten auf elektronische Komponenten lenken.
China oder Japan werden am meisten von der E-Mobility profitieren
Knapp 40 Prozent der Befragten prognostizieren, dass sich in China die Elektromobilität als erstes durchsetzen werde. Über ein Viertel der Teilnehmer schätzten dagegen die elektromobilen Perspektiven Japans am besten ein. Ein ähnliches Bild ergab sich auf die Frage, welches Land am meisten von der Elektromobilität profitieren werde. Hier schätzen 36,1 Prozent Japan als Gewinner der Elektromobilität ein, während sich 32,8 Prozent für China aussprachen.
Plewnia sah die positive Prognose für China kritisch. In China könnten zwar viele Dinge leichter durchgesetzt werden als in anderen Ländern, allerdings sei die Infrastruktur und die flächendeckende Stromversorgung noch schlecht. Die Elektromobilität stünde damit in China vor ganz grundsätzlichen Herausforderungen. Er rechne eher damit, dass sich zunächst kleinere Ländern bei dem Thema durchsetzten werden. Profitieren könne China allerdings von der Elektromobilität über die Rohstofffrage. Da viele notwendige Seltene Erden nur in China vorkämen und die Batterieentwicklung in China vorangeschritten sei, könne China hier von der Elektromobilität stark profitieren. Da rund 20 Prozent der Teilnehmer Deutschland als Gewinner der Elektromobilität sehen, erinnerte Klüting an die großen Anstrengungen in Politik und Unternehmen die Elektromobilität voranzutreiben. Letztlich entscheide aber der Kunde, wie schnell sich das Elektroauto am Markt durchsetzen werde. Leverton erinnerte daran, dass vielleicht gar nicht einzelne Länder, sondern Mega-Cities wie London oder Tokio die Elektromobilität als erste durchsetzen werden.
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