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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zum Thema Aids/HIV

Bielefeld (ots)

Noch immer versagen alle erdenklichen Bemühungen
von Wissenschaft und Medizin. Es scheint wie verhext. Das Aids-Virus 
HIV - wie zum Hohn steht dieses Schreckenskürzel im 
Fachsprachgebrauch für »Humanes (!) Immunschwäche-Virus - muss dem 
Homo sapiens wie eine Heimsuchung vorkommen.
Dabei trägt der Mensch selbst in vielerlei Hinsicht ein gerütteltes 
Maß an Mitschuld daran, dass der heimtückisch todbringende Erreger so
rasend schnell und bislang praktisch ungebremst um sich greift. 
Folglich klammert sich, bildlich gesprochen, naturgemäß jeder 
einzelne der bereits fast 40 Millionen Infizierten an jede winzige 
Nachricht, die vielleicht ein rettender Strohhalm sein oder werden 
könnte.
Wie zum Beispiel die gestrige Mitteilung jener Forscher in Hamburg 
und Dresden, denen es in einem Laborversuch zum ersten Mal überhaupt 
gelungen ist, die Gene des Aids-Virus aus menschlichen Zellen 
herauszuschneiden, also wieder zu entfernen. Denn sollte man von HIV 
befallene Zellen auf diesem Wege künftig zu heilen vermögen, müsste 
die Infektion nicht länger als schicksalhaft unumkehrbar angesehen 
werden. Dann dürfte sich sogar ein wirksamer Impfstoff finden lassen.
Ob das womöglich in näherer Zukunft geschehen wird, bleibt freilich 
auch fortan noch ungewiss. Zu oft schon entpuppten sich vermeintliche
Wundererfolge der Wissenschaft als Warmluftballons, die binnen kurzem
zerplatzten wie die sprichwörtlichen Seifenblasen, an denen fröhlich 
spielende Kinder in aller Welt sich erfreuen.
Die Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen und in deren 
Fahrwasser die Politik hingen viel zu lange der Vorstellung an, dass 
nur unermüdliche Appelle vor allem an die Menschen in den 
Entwicklungsländern Afrikas helfen, immer neue millionenfache 
Infektionen zu verhindern. Aber auch wenn darauf verwiesen wird, dass
beispielsweise in Kenia, Ruanda, Simbabwe oder Burkina Faso zunehmend
mehr Menschen ihre Sexualgewohnheiten änderten: Allein den füglichen 
Gebrauch von Kondomen zu propagieren, ist auf Dauer zu wenig.
Das belegt die bestürzend steile Welt-Fieberkurve der 
Aids-Infektionen. Auf mehr als 100 Millionen Infizierte wird sie 
schon bis zum nahen Jahr 2025 emporschnellen - wenn nicht ein Wunder 
geschieht.
Und erschwerend kommt etwas hinzu, das kaum diskutiert wird. 
Unterernährte Aids-Patienten vertragen die in der Regel starken 
Nebenwirkungen der ihnen verabreichten Medikamente zumeist nicht. 
Folglich muss die Behandlung in ungezählten Fällen abgebrochen werden
- oder sie kann gar nicht erst beginnen. Unterernährte Patienten 
haben daher während der Therapie ein sechsmal höheres Sterberisiko 
als Aidskranke in wohlhabenden Ländern. Dabei kostet es lediglich 49 
Cent pro Tag, einen HIV/Aids-Patienten und dessen Familie während der
Therapie gebührend zu ernähren.
Demnächst 100 Millionen Infizierte? Die große Unbekannte ist und 
bleibt - der Mensch.

Pressekontakt:

Rückfragen bitte an:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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