Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu SAT1/Tour de France
Bielefeld (ots)
Es hätte auch überrascht, wenn sich das private Fernsehen mit den Öffentlich-Rechtlichen solidarisch gezeigt hätte. ARD und ZDF sind gerade erst vom Rad gestiegen, da schwingt sich Sat1 in den Tour-Sattel. Plötzlich ist der Sender, der soeben zwei Nachrichten-Magazine kippte und dies auch 180 Mitarbeitern antun wird, wieder obenauf. Doch so schmierig wie dieses Mal hörte sich die Anpreis-Masche noch nie an. »Wir freuen uns, dass wir eines der weltgrößten Sportereignisse...« - bla, bla, bla. Hört auf damit. Die Irrfahrt begann gestern mit Etappe Nummer elf. Sat1 selbst rechnet damit, in Frankreich ins große Glück zu rollen. Hier sind die schnell und unzögerlich eingesprungenen Retter des Radsports am Werk. Sofortiger Zugriff statt Respekt vor einer auch politisch mitgetragenen Entscheidung, die Große Schleife vom Schirm zu nehmen: Da muss es den neuen Anbieter offenbar einen Dreck scheren, wenn es nicht sauber zugeht. Vielleicht ist das sogar unerheblich. Die auf Tour gebliebenen Eurosportler erhöhten gleich am ersten Tag des ARD- und ZDF-Abschieds ihre Einschaltquote um mehr als das Dreifache. Dies bedeutet aber nun auch wieder nicht, dass es Tobsuchtsanfälle gegeben hätte, wenn der Galibier ohne Beisein des Fernsehens überfahren worden wäre. Und nur so ist der Seuche am Ende wirklich beizukommen: Wer im TV nicht stattfindet, kann nur am kleinen Rad drehen.
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