Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT veröffentlicht in seiner Mittwochs-Ausgabe einen Kommentar zur Möbelkonjunktur:
Bielefeld (ots)
Gute Zeiten - also Zeiten, in denen Umsätze steigen - sind für Unternehmen unter Umständen noch gefährlicher als schlechte Zeiten. Dies gilt vor allem dann, wenn die Kasse leer und Zulieferungen teuer sind. Hersteller neigen in dem Fall dazu, in der Vorfreude auf künftige Umsätze die aktuellen Kosten zu vergessen. Es genügt nicht nur, in die Hände zu spucken. Vorher muss der Beistift gespitzt werden. Im Notfall sollte auch der Nachbar und MIttbewerber mal ein Geschäft machen dürfen, wenn es ein zu großes Loch in das eigene Portemonnaie reißen würde. So schön und überlebenswichtig die hohe Exportquote für die deutsche Möbelindustrie ist: Zunächst sind die Verkäufe im Ausland mit höheren Kosten verbunden. Sowohl Marketing als auch Vertrieb belasten das Herstellerkonto mehr als bei Verkäufen im Inland. Eine Trendwende in der Heimat ist nicht sichtbar. Im Gegenteil: Bei schrumpfender Bevölkerungszahl wird naturgemäß die Käuferschaft kleiner. Gleichzeitig nimmt auch die Mobilität ab. Die Deutschen ziehen seltener um. Außerdem bauen sie auch weniger Häuser. Damit fehlen äußere Antriebe für den Möbelkauf. In einer solchen Situation muss die Verführung durch das Produkt die äußeren Antriebe ersetzen. Verführung aber lässt sich nicht anordnen. So wird die Schere zwischen Betrieben, denen es richtig gut geht, und anderen, die am Rande der Insolvenz wirtschaften, weiter auseinandergehen.
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