Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Hermannslauf
Bielefeld (ots)
Der Hermann ruft, und alle kommen - zumindest am letzten Sonntag im April. Der gehört im Teutoburger Wald nun schon traditionell dem Hermannslauf, für mehr als 7000 Unentwegte die große Herausforderung des Jahres. Zum nunmehr 37. Mal führt der Lauf der Ostwestfalen treppauf-bergab auf 31,1 Kilometern über die schönste natürliche Bühne, die OWL zu bieten hat. Stark wie der Hermann ist dieser Lauf, der so gut zu Land und Leuten passt - eine harte Nuss, kernig, abwechslungsreich, aber eigentlich doch überwältigend herzlich. Das kommt an: Mittlerweile mobilisiert der Teuto-Klassiker eine ganze Region. Er verbindet Ostwestfalen und Lippe nicht nur wegen seines markanten Startpunktes am Hermannsdenkmal und dem lohnenden Ziel, der Bielefelder Sparrenburg. Auch die Stadt Detmold hat im vergangenen Jahr erkannt, was in Bielefeld längst kein Geheimnis mehr war: Eine sportliche Großveranstaltung dieser Güte schafft große Emotionen, bringt viele Sympathien und stiftet Identifikation - mit der Region, mit den Menschen. Nun helfen Start- und Zielort gemeinsam mit, dass der Hermann ein Hit bleibt. Natürlich hat der kultig-kauzige Laufspaß noch längst nicht die Ausstrahlungskraft, die Imageträger wie Arminia Bielefeld, der TBV Lemgo oder die Gerry-Weber-Open, die drei deutschlandweit bekanntesten sportlichen Markenprodukte der Region, zu bieten haben. Aber das war ja auch nie der Anspruch dieser rein breitensportlich orientierten Veranstaltung. Statt mit Millionen wie bei den Erstliga-Profis »wirkt« dieser Lauf auch mit einem geschätzten Etat von etwa 300 000 Euro, wie die immer größer werdende Zahl der auswärtigen Läufer beweist. Mit Sicherheit ist der Hermannslauf jedoch die ostwestfälischste aller Sportveranstaltungen und ein gutes Beispiel dafür, wozu diese Region fähig ist, wenn sie sich einig ist. Von Detmold nach Bielefeld: Was in der Politik nicht immer ganz einfach ist, macht der Sport ganz locker vor - über Stock und Stein und fast immer auf dem kürzesten Weg. Es spricht für den veranstaltenden TSVE 1890 Bielefeld, dass der Hermannslauf ein Festival des Ehrenamtes geblieben ist. In einer Zeit, in der die Bereitschaft, sich unentgeltlich für eine gute Sache zu engagieren, auf allen Ebenen immer weiter abnimmt, bleiben die Bielefelder ihrer Linie treu und setzen auf Traditionen. »Vom Hermannsdenkmal zur Sparrenburg: Das wird sich nicht ändern«, sagt Vereinsvorsitzender Günter Entgelmeier, der ebenso vehement für die Beibehaltung der Ehrenamtlichkeit eintritt. Während viele andere sportliche Großsportveranstaltungen in den Händen von Werbe- oder Marketing-Agenturen immer häufiger um Gewinnmaximierung bemüht sind und dabei nicht selten Seele und Charakter auf der Strecke bleiben, kommt der Laufspaß im Teutoburger Wald in den Händen seines Vereins jedes Jahr aufs Neue gut ins Ziel.
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