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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) kommentiert:

Bielefeld (ots)

»Wir feiern nur noch ökumenische Kirchentage,
wir nennen sie nur nicht immer so.« Voller Euphorie sagte Marianne 
Birthler diesen Satz vor fünf Jahren zum Abschluss des gemeinsamen 
Treffens von Protestanten, Katholiken und orthodoxen Christen in 
Berlin. Zum Abschluss des 97. Katholikentags am Sonntag in Osnabrück 
lud Bischof Reinhard Marx zum zweiten Ökumenischen Kirchentag 2010 
nach München ein.
Und dazwischen? Eckhard Nagel, evangelischer Mit-Präsident 2010 an 
der Isar, spricht von einer belastbaren ökumenischen 
Vertrauensgemeinschaft. Tatsächlich: Protestanten wirkten so 
selbstverständlich an Katholikentreffen mit, wie ihre Glaubensbrüder 
es umgekehrt tun. Nur Kirchenferne staunen noch ungläubig, was alles 
geht. Der Wille zur Gemeinsamkeit ist um so stärker, je näher man der
Basis ist. Das gilt trotz des Dauerzustands von Gasgeben (der Laien) 
und zeitgleichem Bremsen (meist der Bischöfe). Wenn es stockt, dann 
geht es oft um Ämter - manchmal mehr um Bürokratie als um Theologie.
Bischof Franz-Josef Bode hatte als Gastgeber schon zum Auftakt 
erklärt, es sei nichts Spektakuläres zu erwarten. Vielmehr werde in 
Osnabrück Normalität im Miteinander zu erleben sein. Praktisch alle 
evangelischen Gemeinden rund um Osnabrück seien in irgendeiner Form 
behilflich.
Die Vorhersage ging auf und wird 2009 im Norden vice versa 
weitergehen. Nächstens Jahr ist Bremen, das zu Bodes Bistum zählt, 
Bühne eines Evangelischen Kirchentags.
 Zehn Prozent der Dauerteilnehmer von Osnabrück, des harten Kerns 
also, waren Protestanten. In Bremen wird die Relation mindestens 
ähnlich sein. Mit unangemeldeten Spontanbesuchern, den vielen jungen 
Leuten und einer wachsenden Zahl Ungetaufter dürfte die Durchmischung
noch stärker ausfallen.
Bezeichnend war dann auch, dass nicht etwa die Frage gemeinsamer 
Kommunion, sondern ein christlich-jüdischer Konflikt 
Kulminationspunkt des 97. Katholikentags war. Die Laien hatten von 
Anfang an klar gegen Rom Position bezogen. Die kritisierte 
Wiederzulassung unter anderem einer antijüdischen Karfreitagsfürbitte
war eine Verneigung des Papstes vor wenigen tausend Traditionalisten 
in Frankreich und in der Schweiz gewesen. Dass er damit Millionen 
liberaler Gläubiger Bauchschmerzen bereitete, zeigte Osnabrück 
unmissverständlich. Eine Wende der Wende im Verhältnis zum Judentum 
lehnt nunmehr auch die katholische Bischofskonferenz klar ab.
Wann wird Paderborn einmal Schauplatz eines Katholikentags sein? Bis 
2012 sei alles vergeben, heißt es dazu durchaus offen aus der 
Domstadt. Die in Osnabrück praktizierte Form eines Glaubensfestes - 
raus aus den Messenhallen, rein in Stadt und Domfreiheit - passte an 
der Pader schon 2005 bei der Vorbereitung des Weltjugendtags. 
Außerdem haben Ex-Paderborner Bischöfe in Saarbrücken und Osnabrück 
längst bewiesen, dass sie auch »Katholikentag können«.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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