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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld):

Bielefeld (ots)

Wenn zwei heiraten, ist es üblich, dass andere
gratulieren. Doch wer sollte im Falle von Commerz- und Dresdner Bank 
Anlass haben, Glückwünsche auszusprechen?
Die Mitarbeiter sicher nicht. Die Schätzungen, wie viele Stellen nun 
den »Synergien« zum Opfer fallen, reichen von 9000 bis 12 000. 
Beispiel Ostwestfalen-Lippe: Von 18 Standorten, an denen mindestens 
eines der beiden Geldinstitute vertreten ist, machen sie sich an 14 
Konkurrenz. Klar, dass da eine Reihe von Filialen geschlossen werden.
Für Flitterwochen besteht aus Sicht der Belegschaften kein Anlass.
Ob die Kunden gratulieren, wird zunächst davon abhängen, ob sie 
bislang ihr Konto bei der gelben oder bei der grünen Bank geführt 
haben. Bei der Dresdner Bank hätte die Alternative, also die 
Übernahme durch eine chinesische Staatsbank, sicher manchen 
Firmenkunden vertrieben. Wer gibt einer Diktatur, in der Partei- und 
Wirtschaftsinteresse Hand in Hand gehen, schon gern Einblick in seine
Unterlagen?
 Wenn zwei, die zusammengehen, vorher ungefähr das Gleiche getan 
haben, schwächt das im Allgemeinen den Wettbewerb. Für den Kunden 
reduziert sich die Auswahl. Dabei darf die jetzige Hochzeit nicht 
isoliert gesehen werden. In den vergangenen Jahren haben bereits die 
schwedische SEB die BfG (im Jahr 2000), die italienische Unicredito 
die HypoVereinsbank (2005) und die Postbank die Hamelner BHW-Bank 
(ebenfalls 2005) aufgekauft. Dazu kamen in jüngerer Zeit die 
Übernahme der Berliner Landesbank durch die deutschen Sparkassen, der
Sachsen-LB durch die Stuttgarter LBBW, der Noris- und der Berliner 
Bank durch die Deutsche Bank, der deutschen Citibank-Tochter durch 
die französische Crédit Mutuelle und ganz aktuell der IKB durch den 
Investmentfonds Lone Star. Der nächste Heiratskandidat steht auch 
schon fest: An der Postbank dürften außer der Deutschen Bank auch 
russische sowie möglicherweise wieder chinesische Geldinstitute 
interessiert sein.
Dass die Schweizer und US-Großbanken derzeit nicht so offensiv als 
Brautwerber in Erscheinung treten, dürfte etwas mit den Folgen der 
amerikanischen Finanzkrise zu tun haben. Hier lauert auch eine Gefahr
für die Commerzbank, die die Folgen der Krise bisher besser 
wegsteckte als ihr künftiger Partner.
Für den Kleinanleger und kleinen Kreditkunden wichtiger als diese 
Bankenhochzeit ist die Zukunft der Sparkassen und Volksbanken. In 
Westfalen-Lippe haben die kommunalen Geldinstitute einen Marktanteil 
von 60 Prozent. Trotzdem ist ihre Position weniger komfortabel, seit 
sie auch für die Schulden der West-LB aufkommen müssen. Zusätzlich 
drängen Brüssel und die FDP auf eine Öffnung dieses bislang 
weitgehend abgeschotteten Sektors.
In Deutschland gibt es derzeit ungefähr 2000 Banken und Sparkassen. 
Verglichen mit dem Ausland ist das eine für den Verbraucher noch 
recht komfortable Ausstattung. Nur waren es Anfang der Neunziger fast
doppelt so viele.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original content of: Westfalen-Blatt, transmitted by news aktuell

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