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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Kinderpornos im Internet:

Bielefeld (ots)

Die Nachricht hat hohe Wellen geschlagen.
Polizeifahndern ist der bisher größte Schlag im Kampf gegen 
Kinderpornografie im Internet gelungen. Eine erfreuliche Meldung. 
Blickt man dann auf die Zahlen, die die Staatsanwaltschaft bekannt 
gegeben hat, läuft es einem vor Entsetzen eiskalt den Rücken 
herunter. Bei Durchsuchungen sind 1800 Videos und fast 45 000 
Datenträger mit abscheulich-grausamen Bildern sichergestellt worden. 
Innerhalb eines Monats seien laut Bayerischen Landeskriminalamtes 
(LKA) 48 000 Mal auf kinderpornografische Dateien zugegriffen worden.
Allein in Deutschland wird gegen 1000 Verdächtige ermittelt.
Doch weder diese Täter noch Tausende andere Pädophile brauchen sich 
ernsthaft Sorgen zu machen. Der Besitz von Kinderpornografie wird in 
Deutschland wie ein Kavaliersdelikt behandelt. Wer Filme besitzt, auf
denen Kinder brutal missbraucht werden, kommt fast immer mit einer 
Geldstrafe davon. Zum Vergleich: Wer einen kleinen Diebstahl begeht, 
wird meist härter bestraft.
Kinder haben keine Lobby. Vielleicht auch deshalb, weil auffallend 
viele der Kinderporno-Konsumenten laut Bundeskriminalamt (BKA) höhere
Beamte, leitende Angestellte, Lehrer, Politiker sind. Wie lasch die 
Strafen in Deutschland sind, zeigt ein Fall aus Bielefeld vor acht 
Wochen. Ein Pfarrer war wegen des Besitzes von 250 
Kinderporno-Bildern angeklagt. Er ist freigesprochen worden. 
Begründung des Richters: Der 49-Jährige habe die Fotos weder 
weitergegeben noch habe er sich an Minderjährigen vergangen. Der 
Täter zahlte 2000 Euro. Heute lebt er in Bayern.
Das BKA und auch der Kinderschutzbund fordern, Kinderpornoseiten im 
Internet zu sperren. Das sei technisch möglich - auch wenn die 
Pädophilen sich in »abgeschlossenen« Internetforen und -räumen 
treffen.
Laut BKA werden die Opfer immer jünger, die Täter immer brutaler, und
der gern wohlfeil formulierten gesellschaftlichen Ächtung folge 
selten eine konkrete gesetzgeberische Initiative. Und das, obwohl 
laut Experten mehr als 200 000 Männer aller Altersgruppen und 
Bildungsschichten pädophile Neigungen haben und mehr als 80 Prozent 
aller Sexualstraftäter rückfällig werden. Erschreckend auch diese 
Zahlen: Zwischen 2006 und 2007 habe der Vertrieb 
kinderpornografischer Bilder und Videos in Deutschland um 55 Prozent 
zugenommen. Im vergangenen Jahr hätten die Behörden laut BKA 11 000 
Fälle ermittelt; 2006 seien es noch 7000 Fälle gewesen. Im Internet 
habe sich die Zahl der Fälle im gleichen Zeitraum sogar um 111 
Prozent mehr als verdoppelt: von 3271 auf 6206 Fälle. Immer häufiger 
würden auch Kleinstkinder missbraucht.
Sprecher von Innen- und Justizministerium reagierten prompt auf die 
dramatische Entwicklung. Sie machten deutlich, dass man das 
»schreckliche Phänomen« ausgesprochen ernst nehme. Sie gaben jedoch 
zu bedenken, dass nationale Ansätze allein des weltumspannenden 
Problems nicht Herr werden könnten. Dies bedürfe noch intensiver 
Prüfung.
So weit zum Thema Kinderschutz in Deutschland.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original content of: Westfalen-Blatt, transmitted by news aktuell

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