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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Rauchen

Bielefeld (ots)

Krank zu sein und sich krank zu fühlen, sind
verschiedene Dinge. Diese Erfahrung machen in diesen Tagen Millionen 
Raucher in Deutschland. Sie stecken sich gern eine Zigarette an und 
wundern sich darüber, warum Ärzte, Suchtexperten oder Psychiater so 
vehement den Zeigefinger erheben. »Raucher sind krank«, sagen sie und
»Nikotin macht abhängig«. Ein Drittel der Deutschen hätte demnach 
kein Laster, sondern ein ernstes Leiden.
Im Vergleich zu Drogenabhängigen machen Raucher in der Regel keine 
auffälligen Bewusstseins- und Persönlichkeitsveränderungen durch. 
Deshalb ist es gut zu verstehen, dass sie sich dagegen verwahren, mit
Junkies in einen Topf geworfen zu werden, mit denen also, die an der 
Nadel hängen.
In der Abgrenzung besteht aber auch eine Gefahr: Raucher neigen dazu,
die Risiken ihres Tuns zu verharmlosen. »Mein Opa hat auch geraucht 
und ist 90 Jahre alt geworden«, erzählt so mancher gern. Die neue 
Debatte über Rauchen als Krankheit hat deshalb mehrere wünschenswerte
Effekte: Zum einen dürften die vielen Schönredner nachdenklich 
werden, zum anderen werden die gesundheitsschädlichen Folgen des 
Paffens neu diskutiert.
 Wer miterlebt hat, wie ein Angehöriger elend an Lungenkrebs stirbt, 
steckt sich nie mehr eine Zigarette an! Wem der Arzt knallhart ins 
Gesicht sagt, dass er wohl in einem Jahr nicht mehr am Leben sein 
wird, wenn er so weiter qualmt, dem schlägt das Herz bis zum Hals. 
Statt der Fluppe schiebt er sich künftig Bonbons in den Hals.
Für ihre Definition des Rauchens als Abhängigkeitserkrankung haben 
Ärzte gute Gründe. Raucher und Krankenkassen sind gut beraten, die 
Warnungen nicht als Panikmache klein zu reden. Nach Ansicht der 
Weltgesundheitsorganisation WHO entwickelt sich Tabak zu einer der 
größten Gesundheitskatastrophen der Menschheit. Alle sechs Minuten, 
heißt es im aktuellen Welt-Tabakbericht, stirbt auf der Erde ein 
Mensch an Krankheiten, die aufs Rauchen zurückgehen.
Deshalb sollten Raucher die von der Bundesärztekammer und 
Suchtexperten angestoßene Diskussion zum Anlass nehmen, einen Versuch
zu starten, vom blauen Dunst wegzukommen. Jede Zigarette weniger 
steigert die Lebensqualität. Hilfreich dabei wäre eine andere Haltung
der Krankenkassen. Würden sie Bereitschaft signalisieren, die Kosten 
für Nikotinpflaster, psychologische Betreuung sowie ambulante oder 
stationäre Behandlung zu übernehmen, stärkte dies den Willen der 
Betroffenen, den Weg aus der Sucht anzutreten.
Beides, die vorbeugende Aufklärung in den Schulen über die Risiken 
des Rauchens sowie die finanzielle Zusage der Kassen für die 
Behandlung der Abhängigen, brächte dem Kampf gegen Tabakmissbrauch 
neuen Schwung. Es wäre eine sinnvolle Ergänzung zum Rauchverbot in 
öffentlichen Gebäuden, Bahnen und Gaststätten und darüber hinaus ein 
weiterer Beitrag zum Schutz der Nichtraucher.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original content of: Westfalen-Blatt, transmitted by news aktuell

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