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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur elektronischen Gesundheitskarte

Bielefeld (ots)

Die elektronische Gesundheitskarte sollte
eigentlich schon zum 1. Januar 2006 eingeführt werden. Inzwischen 
steht fest: Die Anwendungstests werden noch bis 2013 dauern. Die 
Versicherten bekommen also im kommenden Jahr nur eine 
Gesundheitskarte light, eine, deren angebliche Vorteile noch gar 
nicht ausgereizt werden können.
Ist die elektronische Gesundheitskarte damit schon jetzt ein Flop, 
reinste Geldverschwendung, wie Ärzte monieren? Für ein Urteil ist es 
noch zu früh, dafür müssen wir noch warten, bis sie voll 
funktionsfähig ist. Allerdings sehen Erfolgsgeschichten anders aus. 
60 000 der umstrittenen elektronischen Gesundheitskarten sind in 
Deutschland im Umlauf, und gleichzeitig kursieren wilde Spekulationen
über die Kosten, die Sicherheit der sensiblen Gesundheitsdaten und 
über den Sinn oder Unsinn des Vorhabens.
 Fangen wir bei den Kosten für die Einführung an: Politiker gaben sie
ursprünglich mit 1,4 Milliarden Euro an, schweigen inzwischen aber 
beharrlich, wenn Nachfragen kommen. Ärzte verweisen auf eine Studie 
des amerikanischen Beratungsunternehmens Booz, Allen und Hamilton, 
wonach die Einführung 7 bis 8 Milliarden Euro verschlingen werde. 
Diese Studie wird der Öffentlichkeit angeblich vorenthalten. Eines 
steht fest: Eine Kostenexplosion kann das marode deutsche 
Gesundheitswesen, in dem schon Milliarden sinnlos versenkt wurden, 
gar nicht gebrauchen. Zum Vergleich: Die Einführung der jetzigen 
Versichertenkarte kostete seinerzeit nur 415 Millionen Mark.
Karl Killmer, Arzt für Innere und Allgemeinmedizin in Hiddenhausen, 
schätzt, dass seine Kollegen und er mindestens 3000 bis 5000 Euro für
Hard- und Software investieren müssen, und das in ein scheinbar noch 
nicht ausgereiftes System.
Wenn es um ihre sensiblen Daten geht, haben es die Versicherten 
immerhin selbst in der Hand, wieviel sie preisgeben wollen. »Die 
Speicherung medizinischer Daten auf der Karte erfolgt freiwillig«, 
versprach Jürgen Sembritzki vom Zentrum für Telematik im 
Gesundheitswesen bei der Podiumsdiskussion des Gesundheitspolitischen
Arbeitskreises in Bielefeld. Angesichts der immensen Verunsicherung 
werden sich die Patienten zurückhalten und ihre Kranken- und 
Medikamentengeschichte nicht gänzlich einer Karte anvertrauen.
Fazit: Die elektronische Gesundheitskarte ist bislang nur ein 
Geschäft für ihre Hersteller, wie für Sagem Orga aus Paderborn. Das 
Unternehmen meldete gestern einen Großauftrag, wonach es neun 
Millionen Krankenversicherte mit Karten versorgen soll. Ärzte und 
Krankenkassen lehnen die eCard überwiegend ab, Versicherte können 
bislang nur Notfalldaten auf der Karte ablegen. Dafür müssen sie sich
eine neue PIN-Nummer merken und können künftig keine Rezepte mehr am 
Telefon bestellen. Statt einer neuen Karte würden sich die 
Versicherten wünschen, dass das Geld in eine bessere Behandlung 
investiert wird.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original content of: Westfalen-Blatt, transmitted by news aktuell

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